(ots) - Die Zahl alarmiert. Annähernd 5000 Flüchtlingskinder
sind in Deutschland Anfang des Jahres vermisst gemeldet gewesen. Das
aber ist nur die offizielle Größe. Tatsächlich dürften noch viel mehr
Jugendliche ohne Schutz von Eltern oder Jugendämtern hier in
Deutschland unterwegs sein. Wer weiß, wie die Flüchtlinge in den
vergangenen Monaten registriert worden sind, ahnt, dass die
Dunkelziffer weitaus höher sein muss.
Die Bundesregierung aber wiegelt ab: Die Kinder seien nicht alle
vermisst, versklavt und gekidnappt, heißt es. Viele von ihnen hätten
nur unbemerkt das Kinderheim, in dem sie nach der Ankunft
untergebracht worden waren, verlassen, um sich allein auf den Weg zu
Verwandten zu machen. Es gebe höchstens "vereinzelte Fälle", in denen
die Kinder Opfer von Straftaten geworden seien, heißt es befremdlich
großzügig.
Jeder Einzelfall aber ist einer zu viel. Jeder Fall, in dem sich
ein Kind auf einen lebensgefährlichen Weg gemacht hat, um hier in
Deutschland Sicherheit zu finden und dann doch schutzlos Verbrechern
ausgeliefert zu sein, ist unerträglich. Schlimm genug ist aber schon,
dass die Behörden offenbar nicht einmal genau wissen, wohin die
Kinder gegangen sind.
Möglich kann das nur sein, weil das Netz der Kinder- und
Jugendhilfe zuvor schon sehr grob geknüpft und unterfinanziert war.
Für die aktuellen Anforderungen taugt es gar nicht mehr. Da muss es
doch höchst verwundern, dass ausgerechnet jetzt Kommunen fordern, die
Standards für die Betreuung minderjähriger Flüchtlingskinder
abzusenken. Wer aber jetzt eine angebliche Kostenexplosion vermeiden
will, wird später tüchtig draufzahlen müssen.
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