(ots) - Anlässlich der Vorstellung des Armutsberichts 2016
des Paritätischen Wohlfahrtsverbands fordert der Sozialexperte Eric
Seils eine Anhebung des Kinderzuschlags. "Wenn man da eine Schippe
drauf legt, dann wäre dies eine sehr billige und sehr gute Maßnahme,
weil sie direkt die Lebensverhältnisse der Menschen verbessert",
erklärt der Wissenschaftler des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen
Hans-Böckler-Stiftung im Interview mit der in Berlin erscheinenden
Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe).
Dieser Zuschlag zum Kindergeld wurde bereits 2005 mit den
Hartz-Gesetzen eingeführt, um zu verhindern, dass Menschen trotz
Arbeit wegen ihrer Kinderauf Hartz IV angewiesen sind. "Man hat den
jedoch nie an die wirtschaftliche Entwicklung angepasst. Die jetzt
vorgesehene Erhöhung um 20 Euro ist ein Trauerspiel", so Seils. Der
Wissenschaftler geht davon an, dass der Anfang vergangenen Jahres
eingeführte Mindestlohn einen Beitrag zur Bekämpfung der Armut
leisten könne. "Doch auch mit Mindestlohn können Menschen unter die
Armutsgrenze rutschen - etwa wenn sie damit eine Familie ernähren
müssen", sagt Seils.
Für Seils hat die relative Armut in Deutschland sowohl Folgen für
die Individuen als auch die Gesellschaft insgesamt. So werde der Ton
in der Politik rauer und man könne sich auf "Kosten der Abgehängten"
mehr leisten. "Denn genau jene Personen gehen seltener zur Wahl.
Deswegen hat die Politik auch keinen Anlass, deren Interesse zu
berücksichtigen", so Seils. Ganz individuell schlage sich die Armut
bei den Menschen in ihrer Gesundheit und ihren Bildungserfolgen
nieder.
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