(ots) - Der Berliner Wohnungsbauexperten Andrej Holm
fordert eine grundsätzliche Wende in der Wohnungspolitik. Die bisher
von Regierung und Wirtschaft verfolgte Neubaustrategie sei nicht in
der Lage, den hohen Bedarf an preiswerten Wohnraum zu decken. »Gerade
weil das Geschäft mit den Mietsteigerungen so attraktiv ist, wird
nicht neu gebaut. Wird nicht gebaut, wächst die Konkurrenz um die zu
wenigen Wohnungen und die Mieten steigen weiter. Ein fataler
Kreislauf, der wenige Gewinner und viele Verlierer hervorbringt«,
schreibt Holm in einem Beitrag für die in Berlin erscheinende
Tageszeitung »neues deutschland« (Dienstausgabe).
Auch habe der Vorrang der Marktsteuerung vor der
Staatsintervention »fatale Folgen, denn in der Welt der Investoren
werden Häuser für den Profit gebaut, und nicht für Menschen. Doch
heute braucht es Häuser für Menschen.« Als Beispiel verwies Holm auf
die ankommenden Geflüchteten und die bundesweit geschätzt 280.000
Wohnungslosen sowie auf »junge Familien die erfolglos nach Wohnungen
suchen und alle anderen, denen der Markt nichts zu bieten hat«. Um
dies zu ändern fordert Holm schärfere Instrumente »für die
Beschlagnahme von leerstehenden Wohn- und Geschäftshäusern« und ein
flexibles »Programm der Wohnraumsicherung«.
Auf längere Sicht sei »der Staat gefordert, selbst zu bauen oder
zumindest die Bedingungen zu schaffen für alle, die ohne Profite
bauen wollen. Um dabei nicht mit den Glücksrittern der
Immobilienkapitals konkurrieren zu müssen, braucht es vor allem einen
neuen Umgang mit Grund und Boden«, so der Sozialwissenschaftler. "Es
ist nicht einsichtig, warum allein der Besitzstatus an einem Stück
Erdoberfläche zu leistungslosen Gewinnen berechtigen sollte. Eine
Besteuerung von Grundstücksspekulationen würde nicht nur Geld in die
öffentlichen Kassen spülen, sondern vor allem die Lust am Spekulieren
nehmen.«
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