(ots) - Paul Ziemiak hat einen Großteil seines
Arbeitslebens noch vor sich. Der JU-Vorsitzende studiert
Unternehmenskommunikation und ist nebenher für eine
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft tätig. Man darf annehmen, dass
Ziemiak, auch dank seiner politischen Kontakte, einen gut dotierten
Job finden wird, der ihn körperlich wenig beansprucht. Wenn der
JU-Chef nun fordert, das Renteneintrittsalter an die statistische
Lebenserwartung zu koppeln, dann mag das vor seinem persönlichen
Erfahrungshorizont vielleicht Sinn ergeben. Der smarte Christdemokrat
blendet aber jene aus, die, anders als er und seine Klassenbrüder und
-schwestern, Jobs haben, die man mit 67 oder 70 nicht mehr ausüben
kann. Das betrifft Krankenschwestern und Dachdecker ebenso wie Lehrer
oder Sachbearbeiter im Jobcenter. Für viele Berufsgruppen kommt jede
Erhöhung des Renteneintrittsalters einer Kürzung gleich. Denn wer
früher geht, muss Abzüge hinnehmen. Ziemiak will seinen Vorstoß als
Beitrag zur Diskussion um die Zukunftsfähigkeit der
Rentenversicherung verstanden wissen. Sicher stellt der demografische
Wandel das Umlageverfahren vor große Herausforderungen, aber es gibt
andere Stellschrauben, an denen man drehen könnte. So müsste man
endlich Beamte und Freiberufler ins System holen sowie Lohnabschlüsse
vereinbaren, die die gestiegene Produktivität vollumfänglich
abbilden. Aber das wäre wohl zu viel Sozialismus für einen wie
Ziemiak.
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