(ots) - Der Attentäter von Ansbach war angeblich ein Soldat
des Islamischen Staates (IS). Der erste Anschlag auf deutschem Boden
vom IS. Bekommt die Tat deshalb mehr Gewicht? Mitnichten. Am Ende ist
es für die Opfer nicht von Bedeutung, ob der junge Mann Suizid
begangen, einen terroristischen Anschlag verübt oder mit einem
erweiterten Selbstmord den Tod gesucht hat. Junge Männer werfen,
getrieben von Verzweiflung, ihr Leben weg. Das ist der Ausgangspunkt.
In Würzburg, in München, in Ansbach. Letzter Ausweg aus seelischer
Not ist für sie der Tod. Sie suchen ihn nicht heimlich, nicht in
aller Stille, nicht unbemerkt. Nein. Die öffentliche Bühne ist ihr
Ziel. Ihr Leid soll das Leid vieler sein. Das eigene Ende darf nicht
sinnlos sein. So in der Sackgasse überhöhen sie ihr Leben und
Sterben. Sie inszenieren ihr Ableben, schreien manchmal "Allahu
akhbar" (Gott ist am größten) und sterben nach eigener Interpretation
den Tod eines Helden. Und mit dem weltweiten Echo ihres Verbrechens
erreichen sie eine mediale Aufmerksamkeit, die sie sonst als arme
Seelen nie bekommen hätten. Die weit verbreitete Angst der Menschen
vor islamistischen Gewaltverbrechern, vor Terroranschlägen, spielt
den Tätern in die Hände, freut die Führer des Islamischen Staates und
lässt ihre Propaganda frohlocken - einschließlich der Wirkung auf
junge Männer, die sich als Nachahmungstäter berufen fühlen. Angst,
die medial geschürt und in der Regel vor dem Fernseher erlebt wird.
Im persönlichen Umfeld führt die Mehrheit der Menschen im Land ein
normales Leben, versucht sich der Dramaturgie der Nachrichten zu
entziehen. Die Angst, abstrakt und nicht greifbar, dümpelt bereits
wenige Tage nach den Taten im Hinterkopf vor sich hin. Das ist nicht
ungewöhnlich. Die Gefahr, in Deutschland Opfer eines Terroranschlags
zu werden, ist statistisch gesehen sehr gering. Das Risiko, beim
Autofahren ums Leben zu kommen, ist um ein Vielfaches größer. Wir
fahren trotzdem, so als ob nichts wäre. Was bleibt? Die Sorge im
Land, dass viele das falsche Ventil für die unsichtbare Angst
suchen. Nicht jeder Flüchtling ist ein Terrorist. Es führt nicht
weiter, sie unter Generalverdacht zu stellen. Wer das macht, erledigt
das Geschäft vom IS. Und hier hat der Wahnsinn Methode.
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