(ots) - Die Integrations-Staatsministerin im Kanzleramt
Aydan Özoguz (SPD) fordert von der Ditib Konsequenzen nach mutmaßlich
hetzerischen Äußerungen einzelner Imame. "Wenn hier einzelne Imame zu
Hass anstacheln, dann reagieren wir schnell und wollen diese Imame
nicht in unseren Moscheen haben. Ich erwarte eine klare Konsequenz:
Es gibt Imame, die passen nicht zu uns, dann müssen sie das Land auch
verlassen."
Hintergrund der Äußerung sind Recherchen des ARD-Politikmagazins
"Report Mainz", wonach mehrere Ditib-Gemeinden mit Äußerungen die
Stimmung gegen Anhänger der so genannten Gülen-Bewegung weiter
angefacht haben. In Gelsenkirchen kam es kurz nach dem Putschversuch
in der Türkei zu einem gewaltsamen Angriff auf ein Gülen-nahes
Jugendzentrum. Das Zentrum wurde daraufhin zwischenzeitlich
geschlossen und türkische Fahnen angebracht. "Report Mainz" liegt
eine Audiobotschaft des Imams der Ditib-Moschee Gelsenkirchen-Hassel
vor, verschickt an seine Gemeinde. Darin sagt er wörtlich: "Dass
daraufhin die Stellen der Parallelorganisation in Hassel geschlossen
und die türkische Flagge angebracht wurde, hat mich sehr gefreut.
Allah möge Euch lohnen!"
Die Ditib teilt auf schriftliche Anfrage von "Report Mainz" mit,
dass solche Fälle "in krassem Widerspruch zu unserer Haltung als
Religionsgemeinschaft" stünden. Man werde diesem und weiteren Fällen
nun "sorgfältig nachgehen und geeignete Maßnahmen ergreifen". Bereits
am vergangenen Dienstag habe man sich in einer internen Stellungnahme
an alle Gemeinden und das geistliche Personal gewandt. Hetzerische
Diffamierungen und Gewaltbereitschaft seien keine legitimen Mittel,
schreibt Ditib auf der eigenen Homepage. "Report Mainz" liegen jedoch
mehrere Nachrichten vor, in denen Ditib-Imame und gemeindeinterne
Gruppen dazu aufrufen, Gülen-Anhänger bzw. deren Einrichtungen und
Unternehmen zu melden oder zu boykottieren. Ditib ist der größte
Moscheeverband in Deutschland und betreibt nach eigenen Aussagen rund
900 Moschee-Gemeinden bundesweit. Die Imame werden von der türkischen
Religionsbehörde abgesandt und bezahlt. Die Ditib bezeichnet sich
selbst jedoch als unabhängig.
Die Integrations-Staatsministerin Aydan Özoguz wirft der Ditib
eine zu enge Anbindung an die türkische Regierung vor und kritisiert
auch ihre jüngste Freitagspredigt, die sich mit dem Putschversuch in
der Türkei befasste: "Sie scheint durch, die Regierungslinie. Wenn so
eine Predigt gehalten wird, dann ist das nicht akzeptabel.
Gleichzeitig ist die Verbindung deutlich, wenn der Imam aus Ankara
bezahlt wird, das kann man gar nicht wegreden. Heute sehen wir: Diese
direkte Anbindung ist falsch. Die nationalen Interessen dürfen sich
nicht mit religiösen Interessen mischen. Die Imame müssen in
Deutschland ausgebildet und entsprechend eingestellt werden."
Für den Fall, dass sich die Ditib nicht von radikalen Imamen
distanziert, droht die Integrations-Staatsministerin mit
Konsequenzen: "Dann müssen wir sehr deutlich machen, dass sie in
bestimmten Gremien keinen Platz haben können. Das würde ich als
Muslimin sehr bedauern, aber es ist ganz wichtig, dass Vertrauen da
ist, dass wir sagen: Die Strukturen stimmen, dass wir wissen, was sie
tun. Und die machen eben nicht Türkeipolitik in Deutschland. Das muss
klar gesichert sein."
Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.