(ots) - Durch mehr geflüchtete Jugendliche an Schulen komme
es zu mehr Auseinandersetzungen in Bezug auf den Islam. Das sagt
Levent Konca von Heroes e.V., einem Verein, der mit migrantischen
Jugendlichen aus »Ehrenkulturen« zu Geschlechtergerechtigkeit
arbeitet, im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
»neues deutschland« (Donnerstagausgabe). Grund sei, dass die
Geflüchteten die Regeln des öffentlichen Lebens noch nicht kennen. Es
sei ein Unterschied, ob man in einem Dorf in Syrien oder in Wedding
aufgewachsen sei. »Wer diesen Unterschied sieht, ist kein Rassist.
Wer ihn nicht sieht, ist blind.«
Ob man Frauen den Handschlag verweigern solle, sei in seinen
Workshops hingegen noch nicht diskutiert worden. Konca vermutet, dass
sich diese Frage nur wenige Jugendliche stellen. »Aber natürlich hat
so ein Fall eine symbolische Wirkung auf Leute, die selbst nicht so
weit gehen würden.« Im Juni weigerte sich ein strenggläubiger Schiit
aus der Osttürkei, der Lehrerin seines Sohnes die Hand zur Begrüßung
zu geben und berief sich dabei auf seine Religion. Weil sie sich
diskriminiert und nicht respektiert fühlte, hatte die Lehrerin den
Handschlag mehrmals eingefordert und auf die deutschen Gebräuche
hingewiesen.
Heroes e.V. arbeitet zu Ehrenkulturen, dabei werden
Rollenvorstellungen an Männer und Frauen diskutiert, weniger der
sogenannte Ehrenmord. Die Mehrheit der migrantischen Communities
lehne den Ehrenmord ab, sagt Konca. Problematisch seien latentere
Strukturen, wie die Vorstellung über die Berufswahl des Mannes, die
Rollenerwartung, dass Männer nicht weinten, sowie das Gebot für
Frauen, bei der Hochzeit Jungfrau zu sein.
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