(ots) - Einmal im Jahr veröffentlicht die OECD ihren
Bildungsbericht. Einmal im Jahr klopfen sich Regierungspolitiker in
Deutschland gegenseitig auf die Schultern, weil der Bericht - wie
jedes Jahr - das hierzulande im Vergleich zu anderen Industriestaaten
gut funktionierende berufliche Bildungssystem lobt. Wie jedes Jahr
kritisieren Opposition und Bildungsverbände - wie immer zu recht! - ,
die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft in
Deutschland und verweisen zur Begründung auf den im Vergleich
geringen Anteil der staatlichen Bildungsausgaben am
Bruttosozialprodukt. Jenseits dieser erwartbaren Inhalte (und
Reaktionen) enthält der diesjährige Bericht aber auch Ergebnisse, die
auf zukünftige Konflikte hinweisen. So hält der Trend zu höheren
Bildungsabschlüssen an; immer mehr Berufsabschlüsse werden im
Hochschulsystem erworben. Seit 2009 ist die Zahl der Studenten höher
als die der Auszubildenden des Dualen Berufsbildungssystems. Damit
wachsen aber auch die Spannungen zwischen den Generationen und den
Berufsgruppen. Während die Absolventen des akademisierten
Berufsbildungssystems in der Sprache der OECD »zukunftsfähig« sind,
fühlen sich Angehörigen der »klassischen« Ausbildungsberufe zunehmend
aus der Mehrheitsgesellschaft verdrängt. Die Folgen kann man u.a. am
Wahlverhalten ablesen: Es sind Kleinunternehmer, Facharbeiter,
mittlere Angestellte ohne Abitur, die das Gros der AfD-Wähler
stellen. Diese fühlen sich nicht wirtschaftlich an die Seite
gedrängt, sondern kulturell.
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