(ots) - Der Parteienforscher Gero Neugebauer sieht gute
Chancen, dass eine Regierungskoalition aus SPD, LINKE und Grünen in
Berlin gelingen wird. »Ich sehe bei diesen Parteien keine Position,
die so dogmatisch verfestigt ist, dass man sich nicht einigen
könnte«, sagte er der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues
deutschland« (Dienstagsausgabe). Es gebe bei den drei Parteien eine
Reihe von Gemeinsamkeiten - insbesondere in Bereichen, auf die es den
Wählern ankomme: soziale Gerechtigkeit, Wohnen, Bildungswesen,
Verkehr.
Statt inhaltlichen Hindernissen sieht Neugebauer eher personelle:
»Einige Akteure können sich bislang kaum vorstellen, mit den anderen
etwas zu tun zu haben. Notwendig ist hier erstens Respekt voreinander
und zweitens die Bereitschaft deutlich zu machen, dass man zu
Ergebnissen kommen will«, sagte Neugebauer. Klar sei auch: »Jede
Partei muss auch zu einem Kompromiss fähig sein.« Neugebauer lehrt am
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität
Berlin.
Nicht zuletzt die hohe Zahl an Wählern, die bis zuletzt
unentschlossen war, welcher Partei sie ihre Stimme geben werde, habe
gezeigt: »Die traditionelle Parteibindung spielt von Wahl zu Wahl
eine geringere Rolle.« Es gebe immer noch »den harten Kern und die
Witwenschlepper, Männer oder Frauen, die das wählen, was ihre
Ehepartner gewählt haben, auch wenn die schon längst tot sind«.
Zunehmend werde den Wählern aber wichtiger, ob sie den Parteien
zutrauen, »die Probleme hier in der Stadt am besten angehen« zu
können. Auch werde stärker auf die einzelnen Kandidaten geschaut.
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