(ots) - Mit "Findet Dorie" kommt wieder ein Animationsfilm
ins Kino, der Begeisterung für Meeresbewohner wecken kann. Der WWF
hofft allerdings, dass die Nachfrage nach Zierfischen nicht so
explodiert wie beim erfolgreichen Vorgängerfilm "Findet Nemo".
"Marine Zierfische sind kein Kinderspielzeug. Gerade
Palettendoktorfische wie Dorie sind nicht pflegeleicht, sie brauchen
viel Platz und Erfahrung", warnt Philipp Kanstinger,
Meeresschutzexperte des WWF. "Wer in die Aquaristik einsteigen will,
sollte darauf achten, Fische aus Nachzucht oder zumindest aus
Larvenaufzucht zu kaufen. Bei Wildfängen an Korallenriffen werden
häufig zerstörerischen Fischereimethoden eingesetzt". Um beliebte
Zierfische leichter fangen zu können, werden sie verbotenerweise oft
mit Cyanid betäubt. Das vergiftet andere Rifforganismen wie Korallen.
Die mit Cyanid gefangenen Fische sind oft so geschwächt, dass ein
Großteil den anschließenden Transport nicht überlebt. Aus den
Verbreitungsgebieten der Hauptexportländer Indonesien und Philippinen
werden die einzeln in kleine Plastiktüten verpackten Fische dann vor
allem in die USA und die EU transportiert.
Dories natürlicher Lebensraum erlebt gerade einen beispiellosen
Kahlschlag: In den letzten 20 Jahren ist bereits ein Viertel der
weltweiten Korallen abgestorben. Derzeit vernichtet eine
Korallenbleiche rund um den Globus tropische Korallenriffe und hat
bereits 38 Prozent aller Riffe erfasst. Am Great Barrier Reef etwa
sind 93 Prozent der Riffe von der Bleiche betroffen, in dessen
nördlichen und zentralen Teil sind bereits 50 Prozent der Korallen
tot. Die aktuelle Bleiche hat 2014 begonnen und steuert jetzt auf
das artenreiche "Korallendreieck" im westlichen Pazifik zu. Dieses
Meeresgebiet weist die höchste Biodiversität an Korallen auf.
"Das Korallensterben ist eine Unterwassertragödie, der wir viel zu
wenig entgegensetzen. Für die artenreichsten Ökosysteme des Planeten
geht es ums Überleben. Innerhalb unserer Generation könnten nahezu
alle Korallenriffe im Ozean ausgelöscht werden, diese Phase des
Massensterbens hat bereits begonnen", warnt WWF-Experte Kanstinger.
Überfischung und vor allem der Klimawandel, der die Erwärmung und
Versauerung der Ozeane vorantreibt, bedrohen die empfindlichen
Korallenriffe. 2016 ist das dritte Jahr in Folge, in dem
Wassertemperaturen zu hoch sind. "Wirksamer Klimaschutz ist auch
Korallenschutz und kann die Kinderstuben der Meere retten" so
Kanstinger weiter. Der WWF fordert zusätzlich verstärkt auf regionale
Maßnahmen wie Meeresschutzgebiete und gedrosselte Fischerei zu
setzen, um Korallenriffe zu bewahren. " Wenn Riffe nicht überfischt
sind, ist das Ökosystem widerstandsfähiger und besser gegen
veränderte Umweltbedingungen gewappnet", erläutert Kanstinger. Ein
Viertel aller marinen Arten lebt an Korallenriffen, obwohl diese nur
0,1 Prozent des Meeresbodens bedecken. Dorie und Nemo sind prominente
Vertreter von nur zwei Arten, die gesunde Riffe zum Ãœberleben
brauchen.
Hintergrund:
Korallenbleiche: Bei längerfristig erhöhter Wassertemperatur geben
die Algen, die die Koralle eigentlich mit Nährstoffen versorgen,
Giftstoffe ab. Die Algen werden abgestoßen, die Korallen verlieren
zunächst ihre Farbe und sterben anschließend massenhaft ab. Nach der
zerbrochenen Symbiose bleiben die weißen, ausgeblichenen
Kalkskelette der Korallen zurück. Die Versauerung der Ozeane
erschwert zudem die Kalkbildung, und damit die Erholung der
Korallenriffe. Als Auslöser der derzeitigen, weltweiten
Korallenbleiche gilt der Temperaturanstieg infolge des Klimawandels,
verstärkt durch ein sehr starkes El-Nino-Phänomen.
Palettendoktorfische(Paracanthurus hepatus) sind im Indo-Pazifik
beheimatet und leben an küstennahen, strömungsreichen Korallenriffen
in Tiefen zwischen 2-40 Metern. Sie haben an der Schwanzwurzel einen
scharfen, skapellartigen Dorn, den sie zur Verteidigung nutzen.
Erwachsene Fische leben meist als Paar oder Einzelgänger, Jungfische
dagegen in kleinen Schwärmen. In dieser Größe werden sie meist für
den Aquaristik-Handel gefangen. Die Nachzucht ist Forschern kürzlich
erstmals gelungen. Erwachsene Tiere werden bis zu 30 cm groß. Die Art
belegt unter den meistgehandelten Zierfischarten den achten Platz.
Übernutzung der lokalen Bestände und zerstörerische Fischereimethoden
zählen zu den Bedrohungsfaktoren. Es gibt übrigens keine Anzeichen,
dass Palettendoktorfische ein schlechteres Gedächtnis haben als
andere Fischarten.
Zierfischhandel: Philippinen und Indonesien sind die
Hauptexportländer von Zierfischen, Korallen und anderen beliebten
Aquarienarten. Sie liefern rund 80 Prozent der weltweit gehandelten
Ware. Lebend gehandelte Zierfische gehen vor allem in die USA und die
EU. Zusätzlich gibt es in asiatischen Ländern einen großen Markt für
getrocknete Tiere (z.B. Seepferdchen, die in der traditionellen
chinesischen Medizin Verwendung finden). Der Zierfisch-Handel
erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von 200 - 330 Millionen
US-Dollar. Schätzungsweise 1,5 bis 2 Millionen Menschen weltweit
besitzen Aquarien.
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WWF Deutschland
Britta König
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