(ots) - Beim Einsatz von Werkvertragsmitarbeitern in
Filialen der Drogerie-Kette "Rossmann" könnten rechtliche Regeln
gebrochen worden sein. Diesen Verdacht ergaben gemeinsame Recherchen
des Magazins "stern" und des ARD-Politikmagazins "Report Mainz".
In Filialen von "Rossmann" werden für Einräumarbeiten tausende
Mitarbeiter des Subunternehmens "Promota.de" auf Basis von
Werkverträgen eingesetzt. Interne Firmenunterlagen, Filmaufnahmen aus
"Rossmann"-Filialen und Aussagen von Mitarbeitern legen jedoch den
Verdacht nahe, dass Angestellte des Subunternehmens und
"Rossmann"-Stammbeschäftigte in den Filialen enger zusammenarbeiten,
als dies nach den Regeln für Werkverträge zulässig ist.
"Rossmann" und "Promota.de" wiesen solche Vorwürfe bisher mit
Verweis auf bestandene Überprüfungen durch den TÜV Rheinland zurück.
Nach einer internen Schulungsunterlage der "Promota.de"-Tochter
"Tempus" vom Frühjahr 2016 verändert das Subunternehmen seine
Arbeitsabläufe jedoch offenbar gezielt dann, wenn die TÜV-Prüfer in
den "Rossmann"-Filialen erscheinen. So sollen die Einräumer "während
des Audits" spezielle "Besonderheiten" beachten und Regale nicht
gleichzeitig mit "Rossmann"-Mitarbeitern einräumen. "Die Ausübung der
gleichen Tätigkeit" von Mitarbeitern der Drogeriekette und des
Subunternehmens "zur gleichen Zeit ist ein Indiz für 'verdeckte
Arbeitnehmerüberlassung' und gefährdet den Werkvertrag", ermahnte das
Unternehmen seine Teamleiter.
Sind keine TÜV-Prüfer im Haus, sei es hingegen vollkommen normal,
dass die Werkarbeiter die Regale zeitgleich mit
"Rossmann"-Mitarbeitern einräumen, bestätigten
"Promota.de"-Mitarbeiter dem "stern". Das gleiche Bild zeigte sich
auf Filmaufnahmen aus "Rossmann"-Filialen in verschiedenen deutschen
Städten, die "Report Mainz" vorliegen.
"Promota.de" wies die Vorwürfe zurück. Es würden "keine Abläufe
geändert", wenn der TÜV komme. Wenn "Promota.de"-Mitarbeiter
zeitgleich mit "Rossmann"-Leuten einräumten, dann gehe es um
unterschiedliche Waren. "Promota.de" wie "Rossmann" wiesen auch den
Verdacht der illegalen Arbeitnehmerüberlassung entschieden zurück.
Angesichts der Recherchen von "stern" und "Report Mainz" gebe es
"ernsthafte Verdachtsmomente, die für eine illegale
Arbeitnehmerüberlassung sprechen", urteilte dagegen Peter Schüren,
Professor für Arbeitsrecht an der Universität Münster. Schüren
äußerte die Auffassung, dass hier die Behörden aktiv werden sollten,
die für die Bekämpfung von Scheinwerkverträgen zuständig sind: "Das
ist ein Fall für den Zoll."
Gegenüber "Report Mainz" klagen mehrere Mitarbeiter der
Fremdfirmen zudem über schlechte Arbeitsbedingungen und miese
Bezahlung. Sie empfinden die Arbeit als "Ausbeutung" und
"erniedrigend" angesichts der Tatsache, dass sie im Vergleich zu
"Rossmann"-Mitarbeitern viel weniger verdienten. Fahrten zwischen
verschiedenen Einsatzorten würden nicht als Arbeitszeit bezahlt.
Vielfach müsse umsonst gearbeitet werden, um zeitliche Vorgaben zu
erfüllen. Ein Mitarbeiter, der bis vor kurzen in einer
"Rossmann"-Filiale im Einsatz war, sagte im Interview: "Es wurde
immer mehr gefordert, mehr gefordert, mehr gefordert. Also nervlich
war ich kaputt." "Rossmann" ist zu 49 Prozent an der Firma
"Promota.de" beteiligt.
Weitere Informationen auf www.reportmainz.de.
Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt:
"Report Mainz", Tel. 06131/929-33351.
Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell