(ots) - Kein Wort beschreibt die Gesellschaft derzeit so
gut wie »Bonus«: Wörtlich ist das ein Extra für jemand, der gut ist.
Tatsächlich aber steht das Wort für etwas, das man bekommt, weil man
oben ist. Der Streit um das Bonuswesen bei VW und Deutscher Bank
zeigt, für wie selbstverständlich die Bonusklasse ihren Anspruch aus
Stellung längst nimmt: Das Erinnern an den Wortsinn gilt als
persönlicher Angriff.
Kein Satz macht die Normalität dieser Verdrehung so klar wie der,
den CDU-Mann Volker Kauder nun in der Haushaltsdebatte dazu sagte:
Man solle sich »sensibler in der Öffentlichkeit bewegen«. Es trage
zur »Irritation in unserer Gesellschaft« bei und sei schlechte
»Kultur«, wenn das Rausschmeißen und Einsacken zeitgleich Thema ist.
Kauder hielt das für kritisch, doch ist es ein Offenbarungseid.
Umgekehrt ist dann Einlullen und Verschleiern gute »Kultur«. Engels
nennt Politik den »geschäftsführenden Ausschuss« der Bonusklasse.
Kauder deutet an, wozu sie sich zu degradieren im Begriff ist - zu
deren PR-Beratung: »Irritationen« zerstreuen statt Dinge anpacken.
Ganz so verlief die restliche Debatte: Die einen fantasierten die
»offene Gesellschaft«, obwohl für viele die Türen längst dicht sind.
Andere sprachen von Fußball: Hauptsache, die Null steht!
Nur eins sollte nicht zur Sprache kommen: wer nämlich die Boni
einstreicht, während andere Pfandflaschen sammeln. Man hörte es am
Geblöke während der Rede von Sahra Wagenknecht: immerhin ein bisschen
Irritation.
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