(ots) - Für die Europapolitik ist es ein Verlust, für die
SPD aber sicher ein Gewinn: Der Wechsel von EU-Parlamentspräsident
Martin Schulz in die Bundespolitik bringt den Sozialdemokraten
pünktlich zum Bundestags-Wahljahr eine kaum zu unterschätzende
Verstärkung. Dass der 60-Jährige den Sprung nach Berlin erst
bekanntgab, als das Karriere-Aus in Brüssel bereits feststand, ist
zwar ein Schönheitsfehler - Schulz kommt dennoch als Hoffnungsträger.
Der Posten als Außenminister ist ihm sicher, wenn Amtsinhaber
Steinmeier im Februar ins Schloss Bellevue wechselt. Dieses
Personalproblem kann die SPD jetzt als gelöst betrachten. Dafür wird
die andere, die zentrale Personalfrage umso drängender: Tritt Schulz
auch als Kanzlerkandidat der SPD an, weil Parteichef Gabriel ihm den
Vortritt lässt? Diese Debatte werden die Sozialdemokraten jetzt nicht
mehr los.
Ginge es nach Umfragen, hätte Schulz die Nase vorn. Der Eindruck
verfestigt sich, dass der Rheinländer mehr Sympathien genießt als der
mitunter ruppige Gabriel. Die SPD-Spitze wäre allerdings schlecht
beraten, ihre Entscheidung allein auf solche Umfragen zu stützen.
Denn der demoskopische Vorsprung von Schulz ist überschaubar. Weder
er noch Gabriel sind demnach starke Herausforderer der Kanzlerin.
Wofür Schulz jenseits der Europapolitik steht, wissen viele nicht.
Gabriel hat als Minister und Parteichef zwar einen guten Job gemacht,
aber unter seiner Führung hängt die SPD wie zementiert im
Umfragetief.
Gabriel oder Schulz: Keine leichte Entscheidung. Seit Jahren
kokettiert die Parteispitze mit der Idee, den Kanzlerkandidaten per
Urwahl von der Basis bestimmen zu lassen. Wann, wenn nicht jetzt,
wäre dazu die Gelegenheit?
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