(ots) - Die nächste Legislaturperiode wird darüber
entscheiden, ob Deutschland seine Klimaziele erreicht. "Deutschland
hat ein Kohleproblem, das nicht länger verschleppt werden darf. Die
einstimmige Ratifizierung des Pariser Abkommens im deutschen
Bundestag ist ein klarer Auftrag, bis spätestens 2019 den
beschleunigten Ausstieg aus der Kohle zu beginnen. Eine Verzögerung
würde bedeuten, die international gemachten Zusagen zum Klimaschutz
nicht ernst zu nehmen", sagt Christoph Heinrich, WWF-Vorstand
Naturschutz. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie "Zukunft
Stromsystem" von Prognos AG und Öko-Institut im Auftrag des WWF
Deutschland.
Die umfassenden Analysen zeigen, wie Deutschland ohne Engpässe in
der Energieversorgung einen fairen Beitrag zu den weltweiten
Klimaschutzanstrengungen leisten kann. "Unsere Berechnungen legen
eindeutig dar: Die Uraltkraftwerke müssen schnellstmöglich vom Netz.
Die gute Nachricht: Durch die schnelle Stilllegung der besonders
alten und oftmals sehr dreckigen Kraftwerke bleibt den moderneren
mehr Zeit. So lassen sich Strukturbrüche in den Regionen minimieren
und die Kosten für die Energiewende niedrig halten."
Richtungsweisend ist der neue Ansatz der Studie: Statt sich an
Minderungsmengen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu orientieren,
bildet das sogenannte CO2-Budget die Grundlage der Berechnungen.
Dieses nimmt das Pariser Klimaabkommen als Maßstab: Darin haben sich
die Staaten darauf geeinigt, die globale Erderwärmung auf deutlich
unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen,
darf nur noch eine begrenzte Menge an CO2 in die Atmosphäre gelangen,
weltweit 890 Gigatonnen. Abgeleitet für den deutschen Stromsektor,
der für gut 40 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen
verantwortlich ist, bedeutet das: Er darf nur noch vier Gigatonnen
CO2 emittieren.
Würde Deutschland weiterhin unbegrenzt Kohle für die
Stromerzeugung einsetzen, hätte das allerdings viel höhere
CO2-Emissionen zur Folge. Eine Fortführung der Kohleverstromung über
2035 hinaus steht daher nicht in Einklang mit dem Pariser
Klimaschutzabkommen. "Ein beschleunigter Kohleausstieg mit der
konsequenten Stilllegung aller Kraftwerke, die 30 Jahre und älter
sind, ist ab 2019 zwingend nötig, um das verbleibende CO2-Budget
nicht zu überziehen - und er ist bei gleichbleibend sicherer
Stromversorgung möglich", sagt Heinrich.
Dafür muss die Stromerzeugung aus Erneuerbaren parallel zum
Auslaufen der Kohleverstromung massiv erhöht werden. "Der
ambitionierte Ausbau der erneuerbaren Energien ist und bleibt das
Zugpferd der Energiewende", so Heinrich. Das gleiche gelte für den
Netzausbau. "Für eine kosteneffiziente und erfolgreiche Energiewende
ist der Netzausbau ein essentielles Instrument und muss entsprechend
forciert werden", fordert Heinrich.
"Alle Politikmaßnahmen zum Klimaschutz und einer 2-Grad
kompatiblen Energiepolitik müssen sich künftig am verbleibenden
CO2-Budget ausrichten. Die Modellrechnung des WWF skizziert den Weg
für einen klimagerechten Kohleausstieg, der wirtschaftlich machbar
ist. "
- Die komplette Studie und eine Grafik zum Download gibt es unter
www.wwf.de/presse
- Eine interaktive Karte zu den Kohlekraftwerken in Deutschland
findet sich unter www.zukunft-stromsystem.de
Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Lea Sibbel
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