(ots) - Dieser Rücktritt kommt zur Unzeit. Überraschend hat
Bahnchef Rüdiger Grube die Brocken hingeworfen, hört von einem Tag
auf den anderen auf. Ein so überflüssiger wie unnötiger Streit um
seine Vertragsverlängerung ist der Grund. Vor allem für die
Bahnkunden könnte sich das als eine schlechte Nachricht erweisen.
Grube hat die Deutsche Bahn wieder auf das richtige Gleis gesetzt.
Sein Vorgänger Hartmut Mehdorn hatte Bahnfahrern wie -personal mit
seinem Kurs Richtung Börse noch schwer zugesetzt, das Unternehmen
fast totgespart. Grube setzte der Sparbahn eine Zukunftsvision
entgegen, nahm Kunden wieder ernst, umwarb sie mit neuen, modernen
Angeboten. Aber Mehdorns Erbe wog und wiegt schwer; die über Jahre
vernachlässigte Infrastruktur - Züge, Schienen, Bahnhöfe - ist auch
heute noch Ursache vieler Verspätungen und Ausfälle; zumal auch ihre
Sanierung Zeit braucht. Und längst nicht alles gelang Grube. Die
Güterverkehrssparte bleibt ein Sorgenkind, im politisch verordneten
Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 wird die Bahn noch etliche Milliarden
versenken - ohne großen Nutzen. Grubes Nachfolger also tritt kein
leichtes Amt an. Wobei der erst einmal gefunden werden muss.
Eigentlich sollte Merkels einstiger Kanzleramtsminister Ronald
Pofalla einmal den Vorstandsvorsitz des Staatsunternehmens übernehmen
- das aber definitiv nicht in diesem (Wahl-)Jahr. Ob sich da ein
Übergangskandidat finden lässt, ist die eine Frage. Ob Pofalla
wirklich geeignet ist, die schwerwiegendere andere. Grube hat sich
gegen so manche Zumutung aus dem Verkehrsministerium gewehrt - etwa
die Milliardendividende für den Bund. Solcher Widerstandsgeist ist
bei Pofalla eher nicht zu erwarten.
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