(ots) - Die »Bertelsmänner« wissen, wie man klappern muss,
um sich Gehör zu schaffen. Und sie haben ja recht: Die Zahl der
Schulabbrecher ist zu hoch und Kinder aus Familien mit niedrigem
sozialen Status (unter denen viele Einwandererkinder sind) werden
benachteiligt. Auch fordert die Bertelsmann-Stiftung das Richtige:
mehr Durchlässigkeit des Schulsystems, mehr Ganztagsschulen, mehr
individuelle Förderung. Vieles davon kann man im aktuellen
Jugendbericht des Deutschen Jugendinstituts nachlesen. Als der Anfang
Februar vorgelegt wurde, hielt sich die politische Resonanz aber in
Grenzen.
Vielleicht liegt das daran, dass in dem Jugendbericht von
»Chancengleichheit« und nicht wie bei den »Bertelsmännern« von
»Chancengerechtigkeit« die Rede ist. Umgangssprachlich gibt es
zwischen beiden Begriffen keinen Unterschied, bildungspolitisch aber
schon. »Chancengleichheit« bedeutet: gerechte Verteilung der
Zugangschancen zum Bildungssystem unabhängig von Geschlecht, Alter,
Religion und sozialer Herkunft; »Chancengerechtigkeit« dagegen
fokussiert auf die Aufstiegschancen des Einzelnen entsprechend seiner
»Begabung« bzw. seiner Voraussetzungen, über die er aufgrund seiner
Herkunft verfügt.
Bertelsmanns »Chancenspiegel« ist zwar nicht notwendig, um die
Missstände des deutschen Bildungssystems aufzudecken, brauchbar ist
die Studie dennoch. Es wäre schon viel gewonnen, würde es im hiesigen
Schulsystem ein wenig gerechter zugehen.
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