(ots) - Europas größter Matratzenhändler "Matratzen Concord"
soll systematisch versucht haben, die Gründung eines Betriebsrats zu
behindern. Diesen Vorwurf erhebt jetzt der einzige
Betriebsratsvorsitzende im Unternehmen, Karsten Knoke, im
ARD-Politikmagazin "Report Mainz". Demnach habe "Matratzen Concord"
mit Geldangeboten, Versetzungen und Degradierung die Gründung des
Betriebsrats zu verhindern versucht. Seit Juli vergangenen Jahres
gibt es einen Betriebsrat, allerdings nur im Verkaufsbezirk
Braunschweig. "Matratzen Concord" hat insgesamt 861 Filialen. Der
Betriebsrat ist nur für Mitarbeiter aus 13 zuständig.
Bereits vor der Wahl des Betriebsrats im Juli vergangenen Jahres
habe die Geschäftsführung des Unternehmens in Köln versucht, Einfluss
auf die Wahl zu nehmen, berichtet Knoke. Nachdem er die Wahl der
Arbeitnehmervertretung Ende Juni dem Geschäftsleiter mitgeteilt habe,
sei er in die Firmenzentrale einbestellt worden. Dort seien ihm
40.000 Euro angeboten worden, wenn er das Vorhaben einstelle. Als
Knoke ablehnte, sei er bereits am folgenden Tag vom Bezirksleiter zum
Verkäufer degradiert und in eine andere Filiale versetzt worden.
Später sei ihm eine Abfindung in Höhe von 180.000 Euro angeboten
worden, sollte er das Unternehmen verlassen. Dieses Angebot habe er
abgelehnt, sagt Karsten Knoke im Interview: "Ich habe alle
Bestechungsversuche kategorisch abgelehnt, weil es wider meine Natur
ist und ich das einfach eklig finde."
Nachdem Karsten Knoke am 5. Juli 2016 dennoch zum Vorsitzenden des
Betriebsrats gewählt worden war, forderte ihn die Geschäftsführung
zur Herausgabe seines Firmenhandys, -Laptops und Dienstwagens auf.
Inzwischen hat das Unternehmen in einem Gerichtsverfahren diese
Maßnahmen zurückgenommen.
Nach einer weiteren Klage vor dem Arbeitsgericht Hannover hat das
Unternehmen dem Betriebsrat in Braunschweig ein Büro zur Verfügung
gestellt. Dieses befindet sich allerdings in Salzgitter-Bad, rund 30
Kilometer von Braunschweig entfernt. Eine "Matratzen Concord"-Filiale
gibt es dort nicht. Gegenüber "Report Mainz" sagt Betriebsrat Knoke:
"Hier haben wir keinen Besuch, weil uns hier niemand findet." Das
Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. In einer schriftlichen
Stellungnahme der Geschäftsführung heißt es: "Wir haben zu keinem
Zeitpunkt die Wahl eines Betriebsrats blockiert oder behindert."
Der Arbeitsmarktexperte Professor Stefan Sell von der Hochschule
Koblenz/Remagen sieht in den Maßnahmen von "Matratzen Concord" ein
"fast schon lehrbuchmäßiges Vorgehen". Durch eine massive
Einschüchterungsstrategie solle eine Betriebsratsgründung verhindert
werden. " Man versucht ein, zwei Köpfe, die sich herausgestreckt
haben, abzuschlagen, um ein Signal an die gesamte Belegschaft zu
senden", sagt Sell. Auch ein Verkäufer von "Matratzen Concord" in
Hannover wirft "Matratzen Concord" vor, ihn nach dem Besuch einer
Veranstaltung der Gewerkschaft ver.di zum Thema Betriebsratsgründung
versetzt zu haben. "Ein paar Tage später war mein Chef bei mir zu
Hause und hat meine Versetzung vorbei gebracht", sagt er im Interview
mit "Report Mainz". Das Unternehmen bestreitet, dass die Versetzung
etwas mit dem Besuch der Veranstaltung zu tun gehabt hätte.
Hintergrund:
"Matratzen Concord" gehört zum niederländischen Konzern Beter-Bed.
Der Unternehmenssitz in Deutschland befindet sich in Köln. Der
bundesweit einzige Betriebsrat befindet sich im Bezirk Braunschweig,
mit drei Betriebsratsmitgliedern.
Ein Betriebsrat hat als Arbeitnehmervertretung in einem Betrieb
Informations- und Mitwirkungsrechte, beispielsweise zur Regelung von
Ãœberstunden. Die Wahl eines Betriebsrats wird in Deutschland im
Betriebsverfassungsgesetz geregelt. Bereits ab fünf ständig
beschäftigten Arbeitnehmern kann sich ein Betriebsrat in einem
Unternehmen gründen. Gemäß Betriebsverfassungsgesetz darf der
Betriebsrat in der Ausübung seiner Tätigkeit nicht gestört oder
behindert werden.
Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei. Weitere
Informationen auf reportmainz.de. Pressekontakt: "Report Mainz", Tel.
06131/929-33351.
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