(ots) - Rund sieben Jahre nach Baubeginn des neuen
Elbdeiches im Lödderitzer Forst nahe Dessau und sechzehn Jahre nach
Projektstart steht die größte Deichrückverlegung Deutschlands vor
ihrer planmäßigen Fertigstellung. Am Freitag beginnt mit einem
symbolischen Spatenstich durch Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff die
Öffnung des Altdeiches und damit die endgültige Rückverlegung des
Deichverlaufs auf einer Länge von mehr als sieben Kilometern. Das
schafft eine zusätzliche Überflutungsfläche von 600 Hektar und der
Auenwald bekommt wieder Anschluss an das natürliche
Hochwassergeschehen.
"Im Biosphärenreservat Mittelelbe werden durch die
Deichrückverlegung 900 Hektar des Lödderitzer Forstes wieder Teil
eines der größten zusammenhängenden Auenwaldgebiete Deutschlands,
also zu echten, überflutbaren Auenwäldern. Ein einmaliges Refugium
für viele seltene Tiere und Pflanzen, vom Biber bis zum Fischadler.
Das ist einzigartig in Deutschland. Nach vielen Jahren der Planung
und des Baus können wir nun endlich die Erfolge unserer Arbeit
einfahren", freut sich Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim
WWF Deutschland. Das WWF-Projektgebiet ist eingebunden in einen für
Mitteleuropa einzigartigen Verbund von Auenwäldern, die wieder an die
natürliche Dynamik der Elbe angeschlossen sein werden.
Neben dem Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten stärkt das
WWF-Projekt auch den ökologischen Hochwasserschutz. "Wenn sich die
Elbe wieder freier ausbreiten kann, sinkt das Hochwasserrisiko für
die Bevölkerung. Das Projekt ist ein Gewinn für Mensch und Natur", so
Heinrich. Anlässlich des Spatenstichs fordert der WWF-Vorstand eine
neue Wertschätzung für Deutschlands Flüsse: "Flüsse, die blauen
Lebensadern unseres Landes, wurden in der Vergangenheit in
Zwangsjacken gesteckt: begradigt, ausgebaut, vertieft. An der
Mittelelbe zeigen wir, wie es möglich wird, ihnen wieder mehr Raum zu
geben." Laut WWF profitiert der Mensch maßgeblich von den
ökologischen Leistungen der Flüsse und ihrer Auen. Dazu gehören neben
dem natürlichen Hochwasserschutz auch die Selbstreinigung, die
Funktion als Nährstoffsenke, das Speichern von Klimagasen oder das
Potential als Naherholungsgebiet.
Der WWF geht davon aus, das heute an der Elbe etwa 80 Prozent der
ursprünglichen Auenbereiche zerstört oder verbaut sind - umso mehr
gewinnen die Naturschutzprojekte des WWF an der Mittleren Elbe auch
für einen ökologischen Hochwasserschutz an Bedeutung. Das
Biosphärenreservat Mittelelbe zeichnet sich durch eine enorme
Artenvielfalt aus. Mehr als 1.000 verschiedene Pflanzenarten, 50
Säugetiere, 179 regelmäßige Brut- und über 130 Gastvogelarten sind
hier beheimatet. Zu den Bewohnern zählt u.a. der Elbebiber, eine der
ältesten heute noch lebenden Säugetierformen der Erde. Auch der
äußerst seltene Fischadler ist hier zu Hause.
Das Naturschutzgroßprojekt Mittlere Elbe wird im Rahmen des
Bundesprogramms "chance.natur-Bundesförderung Naturschutz" gefördert.
Die Finanzierung erfolgt zu 75 Prozent mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
(vertreten durch das Bundesamt für Naturschutz), zu 15 Prozent durch
das Land Sachsen-Anhalt und zu 10 Prozent durch den WWF Deutschland.
Der Erfolg des Projektes begründet sich auch in der engen
Zusammenarbeit zahlreiche Projektpartner, besonders sind hier der
Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft des Landes
Sachsen-Anhalt als Bauherr und das Biosphärenreservat Mittelelbe als
zuständige Gebietsverwaltung zu nennen.
Weitere Informationen unter www.wwf.de/mittlere-elbe
Grafiken und Hintergründe unter www.wwf.de/presse
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