(ots) - In fünf Tagen wird in NRW gewählt. Und für die
SPD geht es nach dem Schiffbruch an der Kieler Förde vom Sonntag
schon um alles. Mal wieder. Wenn es Hannelore Kraft nicht gelingt,
das Amt der Ministerpräsidentin zu verteidigen, dürften die
Sozialdemokraten so ernüchtert sein, wie sie es vor der Nominierung
von Kanzlerkandidat Martin Schulz bereits eine recht lange Zeit
waren. Dann könnte auch die Erkenntnis reifen, dass es an einem
gewissen Sigmar Gabriel allein wohl doch nicht gelegen haben kann.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen: Diesen Trend zu drehen
- das wird ein Kraftakt. Schaut die NRW-Regierungschefin auf die
jüngsten Landtagswahlen, so kann sie sich noch immer für eine
optimistische Lesart entscheiden: Beliebte Amtsinhaber werden
wiedergewählt - siehe Rheinland-Pfalz, siehe Saarland. Und Hannelore
Kraft ist beliebt. Ihr Vorsprung im direkten Vergleich mit
CDU-Spitzenmann Armin Laschet ist beachtlich. Was im Umkehrschluss
auch heißen würde, dass Torsten Albig einfach nicht beliebt genug
war. Eine Interpretation, an der man gestern auch im Berliner
Willy-Brandt-Haus schnell Gefallen fand. Schulz fertigte ihn in zwei
Minuten ab. Und unausgesprochen lautete seine Parole: alle Schuld auf
Albig, den Macho-Mann mit dem peinlichen »Bunte«-Interview.
Andererseits könnte man nach den Erfahrungen im Saarland und in
Schleswig-Holstein auch schlussfolgern: Landtagswahlen sind
Landtagswahlen. Und die Wähler sind klug genug, zu wissen, um was es
geht. Heißt: Selbst im Superwahljahr 2017 wird am 14. Mai zuerst über
die Zukunft von NRW entschieden und nicht über die der ganzen
Republik. Das freilich würde prompt zu einem ganz anderen Szenario
führen, denn die Liste der rot-grünen Versäumnisse zwischen Rhein und
Weser ist ellenlang. Wenn aber schon eine gute Bilanz wie die der
Küstenkoalition in Schleswig-Holstein nicht für eine Mehrheit
reichte, worauf will Rot-Grün in NRW dann bitte bauen? Erst recht, da
sich die Kraft-SPD kaum auf starke Grüne verlassen kann. Noch gibt
sich die Amtsinhaberin von alledem unbeeindruckt. Sie kann jetzt auch
gar nicht anders. Sie ist »im Tunnel« - wie alle, die kandidieren. Da
lautet das Motto: Augen zu, durch und kämpfen, kämpfen, kämpfen. Erst
recht, da die letzten Tage vor der Wahl immer wichtiger werden: Erst
vergangene Woche berichtete Infratest dimap, dass 40 Prozent der
NRW-Wahlberechtigten noch unentschlossen sind, wem sie ihre Stimme
geben. Gut möglich also, dass die Kraft-SPD vor der CDU bleibt und
sich - auch dank der Ausschließeritis von Grünen (»kein Jamaika«) und
FDP (»keine Ampel«) - in eine Große Koalition rettet. Ein Triumph
aber wäre das nicht. Dafür braucht die SPD mehr - weniger aber darf
es am Sonntag keinesfalls sein.
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