(ots) - Ein Restaurant kann nur gut laufen, so heißt es bei
Insidern, wenn entweder der Staat, das Personal oder die Kunden
betrogen werden. Die Faustregel ist offenbar auch auf Pflegedienste
anwendbar. Bei den aktuellen Fällen werden vor allem Pflegekassen und
Patienten betrogen. Von enormer Gewinnmaximierung bei relativ
geringem Entdeckungsrisiko ist die Rede. Mindestens vor einem Jahr
schon wurde die genutzte Struktur erkannt. Betrügen ließ sich
offenbar weiterhin ungestört.
Neu ist der Aspekt, dass die jetzt beschuldigten 230
»russisch-eurasischen« Anbieter genauso rührig in anderen, deutlicher
illegalen Geschäftsfeldern aktiv sind. Kapital häuft sich bei
Kriminellen, und so leicht wie in der Pflege wird die Akkumulation
sonst wohl kaum gemacht. Gesetzliche Krankenkassen beklagen seit
Jahren fehlende Schwerpunktstaatsanwaltschaften. Zettelwirtschaft
statt elektronischer Abrechnung ermöglicht es, das System zu melken.
Eine Milliarde Euro Schaden pro Jahr könnte so entstehen, schätzte
das Bundeskriminalamt 2016. Die Misere begann jedoch früher: Als es
üblich wurde, Familien obskuren Agenturen auszuliefern, die
osteuropäische Kräfte zu »günstigen Preisen« anboten. Eine
angemessene Bezahlung der Pflegekräfte, ausreichend Berufsnachwuchs -
diese Probleme sind seit Jahren ungelöst. Der jetzt aufgedeckte
massenhafte Betrug auf diesem Feld ist nur eine der Folgen dauernder
Ignoranz in diesem Bereich.
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