(ots) - Es ist erschreckend, wie viel Nichtwissen es über
sexuellen Kindesmissbrauch gibt. Wie viel Mutmaßungen, Gerüchte - und
auch, wie oft weggeschaut wird. Der Zwischenbericht der
Aufarbeitungskommission ist erschütternd und hat seine Aufmerksamkeit
nicht verfehlt. Auf den ersten Blick sind die Gesprächsangebote der
Kommission ein unverbindlicher Ansatz, der aber wirkungsvoll ist.
Denn Reden über das Tabu hilft. Den Betroffenen gibt es ein Zeichen,
dass sie gehört und verstanden werden. Darüber hinaus stößt das
Gremium eine gesellschaftliche Diskussion an, die wichtig ist, um zu
sensibilisieren. Leider ist die Bundesregierung offenbar nicht
gewillt, die Arbeit des Gremiums ausreichend zu unterstützen. Das
hinterlässt einen faden Beigeschmack, als handle es sich doch nur um
das aufgebauschte Leid Einzelner. Dabei sind sexuelle Ãœbergriffe bei
Weitem kein Randphänomen. Neue Studien zeigen, dass annähernd jedes
zehnte Kind solche Gewalterfahrungen macht. Angesichts dieses
Ausmaßes ist die Politik gefragt, angemessen zu reagieren - zum
einen, um künftigen Übergriffen vorzubeugen und zum anderen, um
Betroffenen adäquat zu unterstützen. Der Hilfsfonds, der aus dem
Runden Tisch hervorging, kann nur ein erster Schritt sein. Ein
weiterer wäre eine längst überfällige Reform des
Opferentschädigungsgesetzes, um Betroffenen einen leichteren Zugang
zu Leistungen zu ermöglichen.
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