(ots) - Die Gründe, in Europa Schutz zu suchen, sind
vielfältig. Nach wie vor kommen die meisten Flüchtlinge, die in der
EU stranden, aus Syrien. Dass die Menschen, die vor dem schrecklichen
Krieg in ihrem Heimatland Anspruch auf Schutz haben, steht außer
Frage. Anders sieht es aber mit Hilfesuchenden aus Afrika aus. Nur
etwa acht Prozent der Nigerianer haben in Deutschland Aussicht auf
Asyl - und nur dann, wenn sie vor Krieg flüchten. Dabei ist das Land
selbst ein Sammelbecken für Schutzbedürftige der Region. Elf
Millionen Menschen sind dort vor der Terrormiliz Boko Haram auf der
Flucht. Die Lage in dem wackeligen Staat bleibt schwierig. Dennoch
wird den meisten Menschen, die sich von dort bis nach Europa
durchgeschlagen haben, kein Asyl gewährt. Natürlich kann die EU nicht
alle Hilfesuchenden bei sich aufnehmen. Doch wenn die Verzweiflung
die Flüchtlinge durch die Sahara und übers Mittelmeer treibt, reicht
eine härtere Abschiebepolitik kaum aus, um die Flüchtlinge an ihrer
gefährlichen Reise zu hindern. Stattdessen muss die Gemeinschaft
stärker in die Entwicklungsarbeit investieren.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller wird für seine Werbung um
einen Marshallplan für Afrika schon beinahe belächelt. Dabei hat er
im Ansatz recht. Denn nur so gibt es auch für jene, die als
Wirtschaftsmigranten gelten und wieder nach Hause geschickt werden,
eine Perspektive. Solange bittere Armut und Hunger zum Alltag
gehören, kommen weiter Flüchtlinge nach Europa. Selbst, wenn die
Rückführungen in die Heimatländer effizienter vorangingen: Härtere
Gesetze werden sie nicht davon abhalten, die gefährliche Reise nach
Europa anzutreten. Die Weisheit, dass Hilfesuchende in
Nachbarregionen besser aufgehoben seien als auf einem anderen
Kontinent, kann ein Land wie Nigeria allerdings nur belächeln. In
einigen Städten nimmt dort jede Familie im Schnitt zwei Menschen bei
sich auf. In Deutschland kamen im vergangenen Jahr auf 1000 Einwohner
etwas über 20 Flüchtlinge.
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