(ots) - Die einen gehen, weil sie erst gar nicht mehr
kandidieren, die anderen werden einfach abgewählt. So ist das im
Bundestag, und so wird es auch am Ende dieser 18. Legislaturperiode
wieder sein. Demokratie lebt vom Wechsel, Politik ist Macht auf Zeit
- auch wenn man bei einigen der 630 Abgeordneten nicht den Eindruck
hat. Sie sind, jedenfalls gefühlt, schon immer da gewesen. Einer
davon ist Heinz Riesenhuber. Das Parlament ohne seine markante Fliege
- ist das nicht undenkbar? Zwar sind Fliegen gerade wieder sehr
modern, kein Abi-Ball ohne die kleinen Binder. Doch für den
langjährigen Bundesforschungsminister, der seit fast 41 Jahren im
Parlament sitzt, kommt dieser Trendwechsel definitiv zu spät. 81
Jahre ist er alt - wenn nicht er, wer dann? Ein 44-Jähriger
kandidiert nun auf seinem Platz. Der Mann war vier Jahre alt, als
Riesenhuber in den Bundestag gewählt wurde. Das nennt man dann wohl
Verjüngung, und die ist überfällig. Zwei Bremer, genauer eine
Bremerin und ein Bremerhavener, hören auch auf. Die eine, Marieluise
Beck von den Grünen, geht nicht freiwillig und wohl auch nicht ohne
den Groll gegen die eigene Partei, die ihr ziemlich deutlich machte,
dass nun genug sei. Dem anderen, Uwe Beckmeyer, Sozialdemokrat und am
Ende seiner Karriere sogar noch Staatssekretär, fällt der Abschied
eher leicht. Mal muss eben Schluss sein. Letztlich aber entscheiden
die Wähler. Mehrheit ist Mehrheit, so geht Demokratie. Wer es
schafft, vier Mal in den Bundestag gewählt zu werden, dem kann
niemand vorwerfen, er gehöre dort nicht hin. Ja, Demokratie lebt vom
Wechsel, doch eine Qualität an sich ist das nicht. Eine gute Mischung
aus Erfahrung und Tatendrang, aus Alt und Jung, ist hilfreich. Und
ein weiter ansteigender Frauenanteil, bisher sind es 229, wäre
wünschenswert. Vor allem aber braucht es Querdenker und kritische
Geister, die sich nicht verbieten lassen, was einem Abgeordneten laut
Grundgesetz zusteht: die Freiheit nämlich, nur seinem Gewissen
unterworfen zu sein.
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