(ots) - Die Autolobby wird dieser Tage wohl ungern daran
denken, dass Martin Luther vor 500 Jahren seine Thesen an die Kirche
in Wittenberg nagelte. Denn die Sache, die ihn einst dazu bewegte,
ist hinlänglich bekannt: Es waren die Ablassbriefe, mit denen man
sich damals bei der katholischen Kirche von seinen Sünden freikaufen
konnte. Und eben jenes Prinzip finden die Autobauer derzeit offenbar
ganz gut, um sich vor Diesel-Fahrverboten zu schützen. So lässt sich
der Vorschlag der Autolobby, einen Mobilitätsfonds einzurichten, mit
dessen Hilfe die Luft in den Innenstädten sauberer gemacht werden
soll, nur als Vorschlag eines Ablasshandels interpretieren. Eine
dreistellige Millionensumme, die die Branche dafür aufbringen will,
hört sich zwar nach viel Geld an. Doch wenn sie es wirklich ernst
meinen würde, dann würde sie sich nicht dagegen wehren, in die von
überhöhten Abgaswerten betroffenen Pkw sauberere Motoren einzubauen,
statt lediglich ein billiges Softwareupdate anzubieten. Vielleicht
würde sie sich sogar mit dem Gedanken anfreunden, mehr E-Autos zu
bauen und dass manch älterer Diesel runter von der Straße gehört.
Doch da dies alles nicht der Fall ist, liegt der Verdacht nahe, dass
ein Mobilitätsfonds die Luft in den Städten nicht sauberer machen
wird. Es ist im Luther-Jubiläumsjahr also mal wieder Zeit für die
eine oder andere grundlegende Reform. Zum Beispiel bei der Mobilität:
weg vom fossilen motorisierten Individualverkehr, hin zu mehr
Fahrrad, Bahn und Elektroauto. Das wäre vielleicht sogar mal etwas
Revolutionäres.
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