(ots) - Die Polizei in Berlin hat mit Hilfe von
Kamerabildern zuletzt ein paar schöne Fahndungserfolge erzielt - das
ist unbestritten. Der U-Bahn-Treter-Fall und der Versuch etwa, einen
Obdachlosen anzuzünden, konnten im Nachhinein aufgeklärt und die
Täter dingfest gemacht werden. Überwachungsapologeten ziehen aus den
Beispielen die Lehre: Opferschutz ist wichtiger als Datenschutz.
Deshalb müsse auch der umstrittene Gesichtserkennungstest am Bahnhof
Berlin-Südkreuz weiterlaufen. Eine angeblich intelligente
Videotechnik würde demnach die Sicherheit für die Bürger »greifbar«
verbessern und überdies für Abschreckung sorgen. Fast könnte man
angesichts solcher Verheißungen meinen, dass sich in Zukunft aus den
Kameras im Notfall Sicherheitsmitarbeiter abseilen, die dann eine
Straftat, noch während sie läuft, unterbinden. Das ist Unsinn, genau
wie die Suggestion, eine Kamera könnte Menschen schützen. Dass das
Gegenteil der Fall ist, zeigt der Fall von Anis Amri, dem Attentäter
vom Berliner Weihnachtsmarkt. Auf seiner Flucht nach dem Anschlag mit
zwölf Toten und über 50 Verletzten posierte er sogar noch vor einer
Überwachungskamera und erhob den Zeigefinger zum Tauhid-Gruß - der
Islamist nutzte die Kameras also für seine Propagandazwecke. Wer
Menschen besser schützen will, muss mehr Bahnsteigpersonal und
Polizisten einstellen. Durch Ãœberwachungstechnik werden diese
wirklichen Helfer in der Not nie zu ersetzen sein.
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