(ots) - Am Ende ging es gestern Abend für Martin Schulz vor
allem um eines: Der SPD-Kanzlerkandidat musste alles tun, um das
einzige direkte Fernseh-Duell mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel
für eine Botschaft zu nutzen - ich habe keine echte Chance, aber ich
nutze sie. Das ist Martin Schulz nach anfänglicher Nervosität
eindeutig gelungen. Er präsentierte sich im 90-minütigen Diskurs mit
der christdemokratischen Amtsinhaberin zunehmend locker und eindeutig
im Angriffsmodus. Schulz versuchte, Angela Merkel zu stellen, sie
direkt anzusprechen und aus der Reserve zu locken. Das funktionierte
vor allem beim Thema Außenpolitik und brachte Dynamik in die Debatte.
Viel zu schnell aber kam er wieder einmal auf seine Heimatstadt zu
sprechen. Würselen tauchte zum ersten Mal nach 20 Minuten in der
Debatte auf. Das schwächte ihn. Dagegen setzte die Kanzlerin ihre
Strategie des Abwägens, die Suche nach Mehrheiten und die Hinweise
auf die Erfolge ihrer langjährigen Regierungsarbeit. Ein Höhepunkt:
Schulz möchte die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei unverzüglich
abbrechen und für diese Position in der EU kämpfen, Merkel will
zunächst die Unterstützung anderer gewinnen und dann handeln. Mehr
davon Die Souveränität der Kanzlerin ist unbestritten, sie vermittelt
eindeutig Kompetenz. Doch die Klarheit bei konkreten Fragestellungen
fiel ihr schwerer als dem Herausforderer. Das wurde insbesondere im
letzten Drittel der Sendung deutlich, als die Moderatoren mit
geschlossenen Fragen auf Antworten drängten, die "ja" oder "nein"
lauten sollten. Konsequentes Nachhaken gelang den Vieren nicht immer.
Das große Thema soziale Gerechtigkeit wurde in wenigen Minuten
abgehandelt, beim Thema Maut durften sich die beiden
Kanzlerkandidaten zu lange in Details verlieren. Dennoch: Die direkte
Debatte war ein Gewinn. Leider bleibt sie die einzige. Die Wähler
bräuchten mehr davon. Doch das hat die Kanzlerin abgelehnt.
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