(ots) - Sturzfluten können überall in Deutschland auftreten,
auch fernab von Flüssen und Bächen. Dennoch seien nur die wenigsten
Gemeinden in Deutschland darauf vorbereitet, warnt das Bundesamt für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. "Die meisten Gemeinden
haben sich mit diesem Risiko bislang noch nicht beschäftigt", sagt
der Katastrophenexperte des Bundesamts Wolfram Geier im Interview mit
dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz": "In der Regel werden Gemeinden
immer dann aktiv, wenn es sie tatsächlich mit einem katastrophalen
Ereignis getroffen hat."
11.000 Gemeinden gibt es in Deutschland. Ãœber die Vorsorge vor
Sturzfluten kann jede selbst entscheiden. Das Bundesamt empfiehlt vor
dem Hintergrund der immer häufiger werdenden Starkregenereignisse
sogenannte Starkregenrisikokarten, mit denen sich Katastrophen
simulieren lassen, ohne dass tatsächlich Schäden entstehen. "Ohne
Risikokarten, ohne solche Risikoanalyse, kann eine Kommune aus Sicht
unserer Behörde keine vernünftige Gefahrenplanung durchführen", warnt
Wolfram Geier. Im Interview mit "Report Mainz" sagt er: "Wenn eine
Gemeinde heute sich auf solche Ereignisse überhaupt nicht
vorbereitet, würde ich das als grob fahrlässig bezeichnen." Aus Sicht
des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gehört
Vorsorge vor Gefahren wie Starkregen grundsätzlich zur
Daseinsvorsorge.
Sturzfluten durch Starkregen werden von Meteorologen noch immer
häufig als Jahrhundertereignisse bezeichnet. Demgegenüber stellt der
Rückversicherer Munich Re fest, dass die Zahl dieser Ereignisse und
die daraus resultierenden Schäden in den vergangenen Jahren zunahmen.
Die Schadenssummen aus Starkregen hätten sich in den letzen dreißig
Jahren mehr als verdreifacht. Sie betragen laut Angaben von Munich Re
inzwischen knapp 2 Milliarden Euro im Jahr.
Dass solche sogenannten "Jahrhundertereignisse" manche Orte
mitunter in deutlich kürzeren Abständen heimsuchen, erlebte unter
anderem Wachtberg bei Bonn. Dreimal in sechs Jahren haben Sturzfluten
die Gemeinde überflutet, zuletzt 2016.
Die Kommunen seien mit der Aufgabe des Starkregenschutzes
überfordert, erklärt der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer (B'90
die Grünen) gegenüber "Report Mainz". "Starkregenvorsorge ist eine
gesamtstaatliche Aufgabe, nicht nur der Kommunen, sondern auch des
Bundes und der Länder." Das Bundesumweltministerium erklärt auf
Anfrage des Politikmagazins, man habe beschlossen "eine Strategie für
ein effektives Starkregenrisikomanagement zu erarbeiten. Die
Strategie soll im Frühjahr 2019 vorliegen."
Krischer erklärt dazu, das Starkregenproblem sei seit Jahren
bekannt. "Wenn man jetzt erst anfängt, überhaupt Konzepte zu
erarbeiten, die dann auch noch Jahre in der Umsetzung brauchen, dann
heißt das eigentlich, dass man versucht, das Problem auszusitzen."
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