(ots) - Jeder wünscht sich, im Krankenhaus gut betreut zu
werden. Dafür brauchen die Beschäftigen vor allem eines: Zeit. Und
die fehlt, wenn zwei Krankenschwestern für zig Patienten zuständig
sind. Dann wird einem frisch Operierten eben doch die Sonde gelegt,
statt mit ihm aufwändig Schlucken zu üben. Weil niemand so behandelt
werden will, verdienen die Pflegekräfte bei ihrem Kampf um Entlastung
volle Unterstützung. Wer sie, wie die Berliner Charité-Leitung, daran
hindern will, setzt die Gesundheit von Patienten aufs Spiel - und die
der Beschäftigten. Denn auf deren Seite führt der Personalmangel zu
zermürbender Unzufriedenheit, wenn die eigenen Ansprüche nicht
eingelöst werden können, sowie zu ständiger Überlastung. Ursache der
Krankenhausmisere ist die falsche Ausrichtung des Gesundheitssystems
auf Wettbewerb. Ein Krankenhaus ist keine Schuhfabrik. Profitstreben
und Konkurrenz sind hier besonders fehl am Platz. Sie schaden der
Aufgabe, Menschen gesund zu machen oder zu erhalten. Wer etwas an
diesen Zuständen ändern wollte, muss mit dieser Logik brechen. So
weit gehen CDU, SPD oder Grüne nicht, die derzeit versprechen, nach
der Wahl für eine bessere Personalausstattung der Krankenhäuser zu
sorgen. Aber auch das wäre ein Anfang. Mindestens eine dieser
Parteien steht nach dem Wahlabend im Wort, einheitliche
Personalschlüssel für Stationen und Schichten per Gesetz
vorzuschreiben. 70.000 Pflegefachkräfte mehr braucht es für eine gute
und sichere Versorgung. Das kostet viel Geld, aber es käme allen zu
Gute.
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