(ots) - Gut, dass am Sonntag der Wähler das letzte Wort hat.
Dann ist Schluss mit immer neuen Umfragen und Prognosen, mit dem
Kampf um Interpretationen und Deutungshoheiten. Endlich, möchte man
sagen. Denn nach der ebenso beachteten wie überraschenden
NRW-Landtagswahl scheint hierzulande ein wenig die Luft raus zu sein
aus der politischen Debatte. Man hat den Eindruck, dass alles gesagt
ist. Ob dieser Wahlkampf langweilig war oder spannend? Schwierig zu
beurteilen. Jedenfalls war er in weiten Teilen anständiger als
zuletzt in den USA, streckenweise sogar respektvoll. Zumindest wenn
man Angela Merkel und Martin Schulz als Maßstab heranzieht. Sicher
aber war der Wahlkampf so digital wie keiner zuvor. Während sich die
etablierten Parteien mit ihren Kampagnen im Netz zwar abmühten, aber
nicht recht durchsetzen konnten, setzte die AfD auf
rechtspopulistische Wahlkampfmuster, wie es Trump oder Le Pen in
sozialen Medien vorgemacht haben. Und wenn wir den Umfragen Glauben
schenken, scheint dies zu verfangen. Die Rechtsaußen-Partei wird mit
ihrer nationalistischen Zündelei Teil des nächsten Bundestages sein.
Allein das ist ein entscheidender Einschnitt. Gleichzeitig rechnen
Politologen mit dem größten Parlament in der Geschichte der
Bundesrepublik. Auf der Grundlage der aktuellen Umfragen ergäbe sich
ein Bundestag mit 680 bis 700 Abgeordneten. Damit würde sich
Deutschland das drittgrößte Parlament der Welt leisten. Effizient ist
das nicht, höchstens monströs. Und ob sich der Wähler dadurch besser
repräsentiert fühlt, muss bezweifelt werden. Ein wenig Bescheidenheit
schadet auch der Demokratie nicht.
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