(ots) - Für kleine und mittelständische Unternehmen, die
Flüchtlinge beschäftigen, stellt der Wahlerfolg der AfD eine Gefahr
dar. "Die AfD ist höchst reaktionär und will alles, was bereits an
Integration erreicht worden ist, zunichte machen", erklärt der
Brauerei-Besitzer Gottfried Härle im Interview mit der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe).
So seien zehn Prozent der Belegschaft in seinem Betrieb in
Leutkirchen im Allgäu Migranten. "Die arbeiten schon seit vielen
Monaten bei uns, sorgen eigenständig für ihren Lebensunterhalt und
sind wichtig für die wirtschaftliche Leistung des Betriebs", erzählt
Härle. "Wenn die jetzt wieder verstärkt von Abschiebung bedroht sind,
dann ist das auch für mich als Unternehmer ein Problem. Schließlich
haben wir viel Kapital in diese Menschen investiert", warnt der
nachhaltig orientierte Unternehmer vor einem allgemeinen Rechtsruck
nach der Wahl, und hofft, dass in Sachen Klimapolitik bei einer
möglichen Jamaika-Koalition eine "deutliche grüne Handschrift"
erkennbar sein wird.
Jedoch sieht Härle zum Beispiel auch in Sachen Freihandelspolitik
sehr große Hürden bei den Koalitionsverhandlungen, "weil sich da die
Positionen von CDU und FDP sehr stark von den Grünen unterscheiden".
Dabei wünscht er sich als kleiner Unternehmer "vor allem
Handelsbedingungen, die offen und fair sind". Schiedsgerichte
hingegenzum Beispiel, "wie sie bei TTIP oder dem CETA-Abkommen der EU
mit Kanada vorgesehen sind, benachteiligen kleinere Betriebe". Auch
in sozialen Fragen wäre es für Härle bereits ein Erfolg, wenn durch
die Jamaika-Koalition "die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter
geöffnet wird".
Insofern fehlt dem Brauerei-Besitzer Härle im Moment der
Optimismus. "Denn mit der FDP und der CSU sind zwei Parteien mit im
Spiel, die wahrlich nicht dazu Anlass bieten." Doch solange die SPD
bei ihrem Nein zur Großen Koalition bleibt, gibt es Härle zufolge
keine Alternative zu Jamaika. So sind ihm zufolge ansonsten nur
Neuwahlen möglich. "Und dann würde die AfD noch mehr Stimmen
bekommen."
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