(ots) - Sie kennen sich lange, haben Erfolge gefeiert,
Fehden ausgetragen, sich Kränkungen zugefügt, diese immer wieder
überwunden. Doch wenn sich CDU-Chefin und Kanzlerin Merkel und der
CSU-Vorsitzende Seehofer am Sonntag zu Sondierungen treffen, steht
für die Union viel auf dem Spiel. Selten war der Polit-Profi Seehofer
so unter Druck. In Bayern gärt es seit dem desaströsen Wahlergebnis,
ein Umsturz ist nicht ausgeschlossen. Der 68-Jährige muss liefern,
hängt vorsorglich die Latte noch mal hoch: Ohne eine Lösung zur
Obergrenze könne er zu seiner Basis nicht zurückkehren. Doch nicht
nur Seehofer hat eine kritische Partei hinter sich. Auch in der CDU
wächst die Unzufriedenheit. Ein "Weiter So" halten auch Merkel-treue
Konservative nicht für den richtigen Weg. Denn die Union hat als
Volkspartei ein tiefer liegendes Problem. Eine Studie der
Bertelsmann-Stiftung stellt fest, dass das Milieu der bürgerlichen
Mitte nur noch 13 Prozent aller Wahlberechtigten abbilde. Die
Trennlinie im Volk verlaufe vielmehr zwischen Skeptikern und
Befürwortern der Modernisierung. So stehen also Menschen, denen
Tradition und Besitzstandswahrung wichtig ist, denen gegenüber, die
Neugierde auf Digitales und Offenheit antreiben. Die Union hat die
Aufgabe, diese Pole der Gesellschaft wieder zu versöhnen. Die
gesellschaftlichen Folgen der Flüchtlingskrise werden in den beiden
Parteien ohnehin nicht mehr gegensätzlich analysiert. Allein der
Begriff und die zahlenmäßige Ausgestaltung der Obergrenze entzweit.
Dass daran die Union zerbricht und damit auch die Hoffnungen auf ein
moderneres Land, das in stürmischen Zeiten eine neue
Politikkonstellation wagt - das dürfen Merkel und Seehofer nicht
zulassen
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