(ots) - Schuldig auf Verdacht
Der Fall Jörg Kachelmann eignet sich nicht für die
Schwarz-Weiß-Malerei mancher Boulevardblätter. Die Geschichte vom
netten Wettermoderator, der sich als hundsgemeiner Vergewaltiger
entpuppt, ist so einfach nicht. Tatsächlich zerrinnen den
Staatsanwälten die Beweise gegen Kachelmann zwischen den Fingern. Die
Zweifel an den Vergewaltigungsvorwürfen seiner damaligen Geliebten
wachsen. Nachdem die 37-Jährige zugeben musste, bei ihrer Aussage in
Teilen gelogen zu haben, werfen zwei medizinische Gutachten nun
weitere Bedenken auf.
So kommt Deutschlands führende Aussage-Psychologin Luise Greuel zu
dem Schluss, dass der geschilderte Hergang der Vergewaltigung
unwahrscheinlich bis unmöglich sei. Für die Staatsanwaltschaft ist
das ein Desaster, denn sie war mit ihrer Anklage vorgeprescht, noch
ehe das von ihr in Auftrag gegebene Gutachten vorlag.
Die neuen Erkenntnisse werfen die Frage auf, ob die
Untersuchungshaft für Jörg Kachelmann weiterhin angemessen ist. Denn
sie setzt unter anderem einen dringenden Tatverdacht gegen den
51-Jährigen voraus. Schuldig oder unschuldig? Das Landgericht
Mannheim ist um seine Aufgabe im Fall Kachelmann nicht zu beneiden.
Ganz gleich, wie das Strafverfahren ausgehen wird: Für den
Verdächtigen wie für sein mögliches Opfer ist es eine Katastrophe,
wie der Fall seit Monaten bis ins letzte Detail öffentlich
ausgeschlachtet wird.
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