(ots) - Wenn Seehofer gesagt hätte: "Die Integration ist
schwierig für Menschen aus einem anderen Kulturkreis. Deswegen werden
wir sie besonders intensiv dabei unterstützen" - das wäre schön
gewesen.
Stattdessen macht sich der CSU-Chef zum Helden der "Endlich sagt
es mal jemand"-Fraktion. Hier versammeln sich glücklich die, die ihre
Fremdenfeindlichkeit früher nur hinter vorgehaltener Hand gepflegt
haben. Das war zwar weniger ehrlich, aber trotzdem die zivilisiertere
Wahl. Manche Gedanken schaffen, laut ausgesprochen, böses Blut und
erschweren den Dialog. Ähnlich wirkt die Umfrage der Zeitung "Bild am
Sonntag": 59 Prozent der Befragten meinen also, dass die meisten
Migranten das Grundgesetz nicht akzeptieren? Das ist keine Frage der
Meinung, sondern eine des Wissens, und es ist unwahrscheinlich, dass
die Befragten die meisten Migranten kennen. Solche Umfragen beweisen
die weite Verbreitung von Vorurteilen und schüren sie, sonst leisten
sie nichts.
Ebenso wenig wie die aufgeregten CDU-Politiker. Niemand hat
behauptet (auch Wulff nicht), dass der Islam das Fundament unseres
Landes bildet. Trotzdem kommt jetzt die Mitteilung von Volker
Bouffier: Der Islam ist nicht das Fundament unseres Landes. Wieder
eine nutzlose Aussage, die nur die Gräben im Land vergrößert.
Bouffier hätte lieber überlegen sollen, wie viel so ein Fundament
tragen kann: Wände, Türen, Fenster, ein Dach und Menschen, die es
bewohnen. Es ist möglich (und in vielen Fällen längst passiert), dem
Islam einen Raum mit Familienanschluss anzubauen, ohne dass das
Fundament bröckelt. Die Mühe ist es wert.
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