(ots) - "Wenig zielführend", so bewertet der WWF die heute
vorgestellte Studie der Deutschen Energieagentur (dena II-Studie).
Darin sollte der Modernisierungs- und Ausbaubedarf des deutschen
Stromnetzes transparent skizziert werden. Es blieb bei dem Versuch.
"Eine glaubwürdige Weichenstellung für die Entwicklung einer
langfristigen und nachhaltigen Infrastruktur muss noch entwickelt
werden", so Regine Günther, Leiterin des Fachbereichs Energiepolitik
und Klima-schutz des WWF Deutschland. Die Studie liefere leider nicht
den notwendigen Beitrag zur Entschärfung des Infrastrukturengpasses.
Die Einschätzung des WWF basiert auf einem Gutachten von Prof. Dr.
Christian von Hirschhausen, Wirtschaftswissenschaftler an der TU
Berlin. Er hat die wesentlichen Ergebnisse, die Methodik, den
zeitlichen Rahmen und die Transparenz der dena II-Studie unter die
Lupe genommen. Einer der Hauptkritikpunkte ist die mangelnde
Transparenz. "Die Netzbetreiber entwerfen den Netzausbau für sich
selbst. Die zugrundeliegenden Daten sind für Außenstehende nicht
nachvollziehbar. Auf diese Weise rückt die notwendige Akzeptanz für
die Infrastrukturprojekte in weite Ferne", so von Hirschhausen. In
dem Gutachten kritisiert er zudem, dass in dem Ausbauszenario von
fragwürdigen Voraussetzungen ausgegangen werde. Das Szenario
beinhalte, dass ein beachtlicher Anteil an fossilen Energieträgern,
also Braun- und Steinkohlekraftwerke neu gebaut werden. In einer
Studie, die in erster Linie der Integration von Erneuerbaren Energien
dienen solle, sei dies "bemerkenswert".
Auch der Untersuchungszeitraum ist umstritten. Die dena II-Studie
skizziert den Ausbaubedarf des Stromnetzes bis 2020. "Angesichts der
langen Planungs- und Umsetzungszeiträume ist dieser zeitliche Rahmen
unangemessen", so Regine Günther. Nötig sei eine nachhaltige
Infrastrukturplanung, die von einem langfristigen Ziel her denke.
Deutschland brauche eine Planung, die einen Zeithorizont bis 2050
spannt und von einem Energiesystem auf Grundlage erneuerbarer
Energien ausgehe. Überdies müsse sie die europäische Perspektive im
Auge haben und mit einem Höchstmaß an Transparenz erstellt werden.
Der WWF bemängelt zudem, dass die dena den Alternativen zum Ausbau
klassischer Freileitungen durch eine verengte Kostenperspektive eine
pauschale Absage erteile. Weder der Ausbau von Speichern, noch die
Anwendung von Freileitermonitoring bzw. der Ausbau von
Hochtemperaturseilen, die zu einer Verringerung der vermeintlich
notwendigen Freileitungstrassen führen könnten, seien ernsthaft
geprüft worden. Christian von Hirschhausen: "Bei dieser Bewertung
wird keine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich langfristiger Effekte
einer CO2-Einsparung und der vollständigen Integration erneuerbarer
Energien vorgenommen".
Um einen möglichst sinnvollen Plan zur notwendigen Erweiterung der
europäischen Netzinfrastruktur zu entwickeln und zur Schaffung eines
Leitbildes nachhaltiger Infrastruktur, empfiehlt das WWF-Gutachten
eine Erweiterung des Mandats von Regulierungs- bzw.
Aufsichtsbehörden, sowohl auf deutscher wie auch europäischer Ebene.
Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Regine Günther, Fachbereich Energiepolitik und Klimaschutz, Tel.: 030
/ 3087 42-18; Jörn Ehlers, Pressestelle, Tel.: 0 30 / 30 87 42-12
elefon: 069 / 79 144-145. Die Kurzbewertung der dena-Netzstudie II
kann auf www.wwf.de/dena2 heruntergeladen werden.