(ots) - Trotz des seit 1986 geltenden Walfangverbots werden
weltweit bis zu 1500 Großwale pro Jahr erlegt. Darauf weist die
Umweltschutzorganisation WWF anlässlich der am Montag in Jersey
beginnenden 63. Tagung der Internationalen Walfangkommission IWC hin.
"Jeder Wal der aus angeblich wissenschaftlichen Gründen erlegt wird,
ist einer zu viel. Doch inzwischen sind Kollisionen von Walen mit
Schiffen, die Lärmbelastung der Ozeane, der Abbau von Bodenschätzen
und der Beifang für viele Walarten weitaus problematischer als die
direkte Jagd", sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF
Deutschland. "Leider bewegt sich die IWC beim proaktiven Walschutz
nur im Schneckentempo."
Die inzwischen 89 Mitgliedstaaten der IWC werden sich auf der
Tagung auch mit der Frage beschäftigen wie Schiffszusammenstöße in
der Zukunft reduziert werden können. "Das Problem ist, dass wir nicht
einmal genau wissen, wo und wie viele Wale pro Jahr durch
Schiffskollisionen verletzt oder getötet werden. Es gibt nämlich
keine international gültige Meldepflicht", sagt Volker Homes. So
fänden sich allein in der IWC- Datenbank 1000 Schiffskollisionen. Die
Dunkelziffer dürfte, so die Befürchtung des WWF-Experten, um ein
vielfaches höher liegen. In europäischen Gewässern gelten u. a. die
Kanarischen Inseln als Problemregion, da dort ein hoher
Schiffsverkehr mit Schnellbooten und Fähren die Waldbestände
gefährdet. Immer wieder gibt es Berichte von zerschnittenen Pottwalen
oder verendeten Delphinen. Der WWF fordert daher, gegebenenfalls
Schifffahrtsrouten zu verlegen und eine internationale Meldepflicht
für Kollisionen einzuführen. Zudem soll in der IWC verstärkt über die
Öl- und Gasförderung in der Arktis und nördlicher Gewässer diskutiert
werden. In dem nördlichen Ökosystem finden sich zahlreiche gefährdete
Arten wie Westpazifischer Grauwal, Beluga, Narwal und Grönlandwal,
die durch Förderaktivitäten in Zukunft viel stärker gefährdet sein
könnten.
Hintergrund: Seit 25 Jahren ist es verboten, große Wale
kommerziell zu jagen. Island und Japan nutzen allerdings ein
juristisches Schlupfloch und töten Großwale aus angeblich
wissenschaftlichen Gründen und Norwegen und Island haben ganz offen
Einspruch gegen das Walfangmoratorium eingelegt. Auf der Tagung 2010
scheiterte ein Kompromiss zwischen Walfang- und Walschutzstaaten. Die
Staaten haben sich in diesem Jahr darauf geeinigt eine Pause in den
Verhandlungen über den Walfang zu machen. Das sollte aber nach
Ansicht des WWF die Vertragsstaaten nicht davon abhalten, diese Phase
zu nutzen, um über andere Gefahren für die Wale zu sprechen und dort
Ergebnisse zu erzielen. Seit das Conservation Committee der IWC auf
der Jahrestagung 2003 in Berlin eingerichtet wurde bewegt sich die
IWC im "Schneckentempo" auf die Konzentration auf Walschutz zu.
Pressekontakt:
-Pressebilder unter http://www.wwf.de/presse/mediathek/pressebilder-
download/pressebilder-download/pb/1537/
-Interviews: Volker Homes, Leiter Artenschutz, 0151-1885 4939,
homes(at)wwf.de
-Hintergrundinformationen zur IWC unter www.wwf.de/iwc
Roland Gramling, Pressestelle, WWF Deutschland, 030/311 777 425