(ots) - Viele Preisvergaben bezwecken im Grunde mehr noch
als die Würdigung der jeweils bepreisten Verdienste die Mehrung des
Ansehens der Preisauslober. So manche Stiftung, Institution, so
mancher Verein schmückt sich mit einem namhaften Komitee, Kuratorium
oder Preisgericht, das wiederum prominente Preisträger findet, die
dann von im Zweifel ebenso prominenten Laudatoren in entsprechendem
Rahmen gewürdigt werden - ein lohnendes Über-die-Bande-Geschäft mit
der Öffentlichkeit, bei dem alle Beteiligten voneinander profitieren.
Im Fall des Quadriga-Preises für Wladimir Putin ist der Schuss
freilich gewaltig nach hinten losgegangen. Erst der völlig
berechtigte öffentliche Widerstand gegen die vorgesehene instinktlose
Ehrung eines nun wirklich nicht gerade rundum ehrenwert regierenden
Staatsmanns, dann der offene Zwist in den eigenen
Preisgerichtsreihen, schließlich die pikierten Reaktionen bisheriger
Preisträger, die teilweise mit Rückgabe drohten. Für den Verein
Werkstatt (?) Deutschland das genaue Gegenteil der beabsichtigten
Eigen-PR, dem man mit dem finalen Rückzieher nun auch noch den Gau
eines schweren diplomatischen Fauxpas hinzufügte. So geriet das
deutsch-russische Verhältnis en passant mal eben zum
Kollateralschaden unbedarfter Selbstbeweihräucherung. Was lernen wir
daraus? Zum Beispiel, dass die Maxime "Bedenke das Ende!" gerade bei
öffentlichen Ehrungen ein wenig weiter Anwendung finden sollte als
nur bis zu der Ãœberlegung, wie viel Medienberichterstattung mit
welchem Promifaktor zu erzielen ist. Dass auch das - glücklicherweise
- gut funktionierende deutsch-russische Verhältnis kein Freibrief für
festes Augenzudrücken in Fragen politischer Moral ist. Und dass
drittens die politische Öffentlichkeit hierzulande doch gerade in
diesem Punkt druckstellenempfindlicher ist als der reibungslose Gang
der Geschäfte vermuten ließe.
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