(ots) - Nun hat auch die Stunde von Muammar El Gaddafi
geschlagen. Der längst entmachtete Ex-Diktator fand in den letzten
Gefechten seiner verbliebenen Rest-Truppen einen schmählichen Tod.
Gaddafi, an dessen Händen so viel Blut klebte, wurde zum Opfer seiner
eigenen Geschichte. Frenetischer Jubel im ganzen Land ließ nicht auf
sich warten. Zwar war das militärische Schicksal des alten Regimes
längst entschieden, doch blieben die anhaltenden Kämpfe mit dessen
letztem Aufgebot eine Hypothek auf die Zukunft des Landes. Jetzt erst
ist Libyen endgültig befreit, ist ein wirklicher Neuanfang möglich.
Die Hochstimmung des Triumphs über den Sieg der Rebellion wird
getrübt durch die blutige Bilanz der - letztlich von der
Luftunterstützung der Nato ermöglichten - Selbstbefreiung. Hinzu
kommt Skepsis über die Möglichkeiten eines wirklich demokratischen
Aufbruchs. Schon die eher unblutig verlaufenen Aufstände in Tunesien
und Ägypten haben gezeigt, dass der Sturz der Gewaltherrschaft zwar
die Voraussetzung für den Wechsel ist, dieser aber längst keine
Gewähr für die Durchsetzung demokratischer Kräfte und Strukturen
bietet. Auch in Libyen, das stärker noch als seine Nachbarländer von
quasifeudalistischen Clanstrukturen gezeichnet ist und im Bürgerkrieg
manch opportunistischen Seitenwechsel erlebte, wird mancher Profiteur
des alten Regimes zu den Nutznießern des neuen gehören wollen. Dass
hier morgen eine idealtypische Demokratie nach westlichem Muster
eingeführt wird, sollte niemand erwarten. Immerhin: Ein Neuanfang ist
nun möglich. Hier ist das libysche Volk wie zuvor das tunesische und
ägyptische dem syrischen und dem jemenitischen voraus, auch anderen
islamischen "Brudernationen" in Afrika und dem Nahen und Mittleren
Osten. Die arabische Rebellion geht weiter und wird die Welt noch
eine Weile beschäftigen. Gaddafi kann es zum Glück nicht mehr.
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