(ots) - Man musste nur einen Blick ins Gesicht der
Kanzlerin am Morgen nach dem nächtlichen Euro-Gipfel werfen, um zu
wissen: hier wurde einmal mehr tatsächlich bis an die Grenze der
physischen Erschöpfung gerungen. Bei aller Kritik, Skepsis, ja
Verdrossenheit an Politik sollte zumindest zugestanden werden: ein
Zuckerschlecken ist dieser Job gewiss nicht. Die mit breiter
Rückendeckung des Bundestages angereiste Kanzlerin war mit dem
Ergebnis jedenfalls zufrieden, die Finanzmärkte waren es
offensichtlich auch. Robuste Kursgewinne signalisierten Zuversicht in
die Tragfähigkeit der Beschlüsse, und das trotz durchaus
schmerzhafter Belastungen für die Geldwirtschaft. Wie stabil der nun
gehebelte Rettungsschirm den Euro und die von ihm getragene
Wirtschaftsunion und damit letztlich auch die größere politische
Union tatsächlich macht, muss sich allerdings erst weisen. Die
überbordenden Staatsschulden auch anderer Sünder als Griechenland
sind ja nicht per Zaubertrick aufgelöst worden. Schmerzhafte
Haushaltskonsolidierung bleibt allseits eine drängende Aufgabe -
nicht nur, aber zunächst ganz besonders in Italien. Das Risiko
bleibt. Und die heute optimistischen Märkte können morgen schon
wieder in die nächste Panik verfallen; diese Achterbahnfahrt haben
wir in den vergangenen Monaten ja nun häufig genug erlebt. Das in
Brüssel erreichte Ergebnis gibt dennoch vorerst Anlass zu
vorsichtigem Optimismus. So zäh und schwerfällig sich das europäische
Krisenmanagement angesichts des Zwangs zur Einigkeit und der
Unterschiedlichkeit der Interessen immer wieder erweist, so
zuverlässig kommt am Ende doch ein Kompromiss heraus. Unübersehbar
aber wird, wie sich Gräben zwischen Euro-Gruppe und dem Rest der
Union auftun - speziell Großbritannien. Noch ist die Schuldenkrise
beileibe nicht gemeistert. Klarer denn je ist nach diesem Gipfel,
dass dies nur gemeinsam gelingen kann. Anstrengungen wie die jüngste
sind dabei nicht beliebig wiederholbar. Die Grenzen der Belastbarkeit
sind allseits erreicht. Erkennbar auch beim Führungspersonal.
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