(ots) - Als äußerst alarmierend bewertet der WWF die
Ergebnisse der heute von der Weltnaturschutzunion IUCN vorgelegten
aktualisierten Roten Liste der bedrohten Arten. Rund ein Drittel
aller untersuchten Arten, nämlich 19.570, listet die IUCN als
gefährdet. Das sind rund 2000 mehr als im Jahr 2009, was einer
Zunahme von rund 10 Prozent entspricht. Besonders schwer hat es das
Nashorn getroffen. Drei Unterarten, das Javanashorn in Vietnam, das
westliche Spitzmaulnashorn und das nördliche Breitmaulnashorn, sind
ausgestorben. Darüber hinaus sind fünf der acht Thunfischarten
gefährdet oder auf der Vorwarnliste. Insgesamt hat die IUCN fast
62.000 Arten untersucht. Die Rote Liste unterteilt den
Gefährdungsstatus der Arten in neun Kategorien, von "ungefährdert"
bis ausgestorben".
"Die Rote Liste ist so etwas wie die Fieberkurve unserer
Artenvielfalt, und sie zeigt, dass es dem Patienten immer schlechter
geht", so Stefan Ziegler, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland.
"Es gelingt nicht einmal den Artenschwund zu verlangsamen. Ganz im
Gegenteil geht es immer mehr Arten an den Kragen. Der Raubbau an der
Natur wird immer dramatischer, und Lebensraumzerstörung, Wilderei und
der Klimawandel setzen den Arten immer extremer zu".
Wie dramatisch die Situation ist, zeigt der Blick beispielsweise
nach Madagaskar. Dort sind 40 Prozent aller landlebenden Reptilien
gefährdet. Neben Wirbeltieren sind weltweit aber auch viele Pflanzen
betroffen, wie etwa die chinesische Wasserfichte. Sie war früher weit
verbreitet in China und Vietnam, befindet sich mittlerweile in der
Kategorie "vom Aussterben bedroht", vor allem durch Rodungen und
Umwand-lungen von Wald in Ackerflächen.
Aber es gibt auch positive Nachrichten. Das Przewalski Wildpferd,
das 1996 als ausgestorben in der Wildnis galt, konnte sich durch
Wiederansied-lungsmaßnahmen in freier Wildbahn etablieren und
verzeichnet mittlerweile über 300 Individuen. Diese Art wurde von der
Kategorie "vom Aussterben bedroht" auf "stark gefährdet"
zurückgestuft. Das südliche Breitmaulnashorn, von dem es vor
einhundert Jahren nur noch etwa 100 gab, hat sich in seinem Bestand
stabilisiert und umfasst nun über 20.000 Individuen.
"Diese Erfolge zeigen, dass sich der Aufwand lohnt und in der
Wildnis ausgestorbene oder stark bedrohte Tierarten gerettet werden
können", so Stefan Ziegler. "Wenn der Raubbau aber ungebremst
weitergeht, kann Artenschutz nur Schadensbegrenzung betreiben, und
viele Arten werden keine Ãœberlebenschance haben. Besonders tragisch
dabei ist, dass viele Arten ausgestorben sein werden, bevor sie
überhaupt entdeckt worden sind. Denn die Rote Liste umfasst nur einen
kleinen Teil der insgesamt rund 10 Millionen vermuteten Arten
weltweit".
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WWF World Wide Fund For Nature
Christian Plaep
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