(ots) - In der Euro-Krise, eigentlich eine Schuldenkrise
Europas, wird nicht nur an manchem Stammtisch gern mit einfachen
Wahrheiten hantiert. Dass Deutschland "alles bezahlt", ist eine davon
- und natürlich hält eine große Mehrheit der Bürger davon überhaupt
nichts. Die Wirklichkeit ist etwas vielschichtiger. Nicht nur
deutsche Steuerzahler gehen über den Rettungsschirm in Haftung für
die Gemeinschaftswährung, nicht nur deutsche Steuerzahler haben -
bislang allerdings entschieden weniger als zunächst befürchtet -
tatsächlich schon Transferzahlungen geleistet. Andererseits, und das
mutet geradezu absurd an, profitiert ausgerechnet Deutschland massiv
von der Euro-Krise. Noch nie zahlte es - wegen seiner hervorragenden
Bonität im Vergleich zu manch anderen Schuldensündern - so wenig
Zinsen auf seine Staatsanleihen. Das entlastet den Staatshaushalt und
gibt dem Finanzminister wertvollen Spielraum. Echtes Geld bringen
zudem die Zinsen für die Notkredite an Griechenland, Portugal und
Irland. Nie sprudelten die deutschen Steuerquellen kräftiger als
ausgerechnet jetzt, mitten in der Euro-Krise - angekurbelt von nie da
gewesenen Exporterfolgen in die Euroländer und die übrigen Mitglieder
der europäischen Union. Nie war auch der deutsche Einfluss auf die
Haushalts- und Wirtschaftspolitik eben dieser Länder größer. Als
wichtigster (aber, siehe oben, längst nicht alleiniger) und
finanzkräftigster Beitragszahler kann es heute schmerzhafte
Einschnitte in fremder Länder Ein- und Ausgaben durchsetzen, wo
früher kalt lächelnde Abwertungen für den notwendigen Kontoausgleich
sorgten. Man sieht, Deutschland hat allen Grund, an einem dauerhaften
Erfolg des Euros interessiert zu sein. So interessiert, dass ihm das
im Zweifel auch Geld seiner Steuerzahler wert sein muss. Dass dies
nicht mit vollen Händen a fonds perdu verschleudert wird, davor ist
die Kanzlerin mit Sicherheit auch beim nächsten EU-Gipfel.
Schließlich weiß sie den Wahlbürger im Nacken.
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