(ots) - Tödliche Gewalt in und vor Fußballstadien hat es
schon öfter gegeben. Ein Massaker - anders kann man die Ereignisse
von Port Said nicht nennen - dieses Ausmaßes allerdings nicht. Dass
hier missverständlich sportmotivierte "Fans" spontan bis zur Raserei
über das regional durchaus geläufige Aggressivitätslevel
hinausexplodierten, kann man getrost als Ursache ausschließen. Hier
war, so oder so, eine lenkende Hand im Spiel. Vermutlich waren die zu
tödlicher Gewalt bereiten und entsprechend ausgerüsteten Killer nicht
einmal "Fans". Viel spricht jedenfalls für den schnell von
verschiedenen Seiten erhobenen Vorwurf, hinter der Mordorgie stecke
mehr als nur ein furchtbar aus dem Ruder gelaufener
Abreaktions-Exzess.Ohne sich allzu tief in Verschwörungstheorien zu
verstricken, reicht ein Blick auf die möglichen Profiteure einer
solchen Schandtat zur Spekulation über mutmaßliche Drahtzieher. Da
kommen Schergen des gestürzten Mubarak-Regimes ebenso in Frage wie
der regierende Militärrat oder gar Teile der Opposition. Jedenfalls
gibt es im noch längst nicht nachrevolutionären Ägypten gleich eine
ganze Reihe von Kreisen, die an einer weiteren Destabilisierung der
Lage taktisches wie strategisches Interesse haben dürften. Und, nicht
minder wichtig, über die Organisationsmacht und das nötige Quantum
Skrupellosigkeit verfügen, das man zur Planung und Durchführung eines
angeblich spontanen Massen-Gewaltausbruchs benötigt. Wer letztlich
auch immer dahinter steckt: dass solche Ereignisse möglich - und
weitere erwartbar - sind, zeigt den beklagenswerten Zustand der
ägyptischen Gesellschaft, die mit so viel Hoffnung auf eine bessere
Zukunft gegen ihren Diktator aufgestanden war. Mehr noch illustriert
er die düsteren Perspektiven dieser Rebellion - ebenso wie die
Aussichten der in den anderen arabischen Ländern stattfindenden
Umwälzungen. Innerer Frieden wird hier noch lange nicht einkehren.
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