(ots) - Strategischer Rückzug sieht anders aus. Mit
fliegenden Fahnen hat die Bundeswehr ihren Außenposten Talokan
geräumt, weil man nicht noch eigene Kollateralschäden wegen der
sträflichen Dummheit amerikanischer Koranverbrenner riskieren wollte.
Schließlich sollte der vorgeschobene Stützpunkt ohnehin demnächst
geschlossen werden - obwohl die dort gerade erst mit teuer Steuergeld
errichteten neuen Unterkunftsgebäude noch gar nicht fertig sind. Ganz
zu schweigen davon, dass die ortsansässige Bevölkerung dem von den
deutschen Soldaten hinterlassenen Machtvakuum in der überwiegenden
Mehrheit mit großem Bangen entgegenblickt. Aber die internationale
Gemeinschaft hat nun mal beschlossen, sich peu à peu aus Afghanistan
zu verabschieden, komme was da wolle. Was ihr angesichts der bislang
in dem Land gemachten Erfahrungen auch kaum jemand übelnehmen kann.
Von militärischem Erfolg jedenfalls kann angesichts der wachsenden
Instabilität schon lange keine Rede mehr sein. Politischen Erfolg
muss man erst recht mit der Lupe suchen - allemal auf Regierungs- und
Verwaltungsebene. Die vielfältigen gesellschaftlichen Verbesserungen
von schulischer Ausbildung bis Infrastruktur, vor allem aber die
durchaus erkämpften Freiheitsräume vor dem Unterdrückungsanspruch
inhumaner religiöser Fanatiker - was sind sie wert angesichts der
Leichtigkeit, mit der die Taliban auf breiter Front Hass und Gewalt
mobilisieren können, wann immer ihnen ein gedankenloser Westler einen
Vorwand liefert? Was das offenbar endgültig vor dem Scheitern
stehende Afghanistan-Engagement so bitter macht, ist die
Machtlosigkeit des Westens gegenüber der perfiden Kombination von
politischer Niedertracht, fundamentalistischem Terrorismus,
geschickter Propaganda und eigenem Unvermögen. Von der einst mit den
westlichen Truppen ins desolate Steinzeit-Afghanistan eingezogenen
Hoffnung ist wenig geblieben. Der Rest wird wohl spätestens beim
Abzug auf der Strecke bleiben.
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