(ots) - Zwei Tage lang, am 12. und 13.
August 2002, regnete es im Einzugsgebiet der Elbe praktisch ohne
Unterbrechung. Es kam insbesondere in Sachsen und Sachsen-Anhalt zu
katastrophalen Ãœberschwemmungen. Mehrere Menschenleben und insgesamt
rund elf Milliarden Euro Schaden - das war die Bilanz der
verheerenden Elbeflut im August 2002. Die Politik auf Bundes- und
Landesebene reagierte mit einem umfassenden Hochwasserschutzprogramm.
Doch statt dem damals einhelligen Ruf nach "mehr Raum für die
Flüsse", standen der Wiederaufbau der geschädigten Infrastruktur
sowie die Erhöhung der Deiche im Vordergrund. Nach WWF-Ansicht hat
sich dadurch an der Hochwasserrisikolage im Elbe-Einzugsgebiet nichts
verbessert.
"Die Elbe ist noch immer in ein gefährliches und unnatürliches
Korsett gezwängt", warnt WWF-Hochwasserexperte Georg Rast. Dass
Erhöhung und Verstärkung der Deiche gegenüber ihrer Rückverlegung ins
Landesinnere weiterhin dominieren, wiegt nach Ansicht von Rast dabei
am schwersten. Zusätzliche Überflutungsflächen seien derzeit nur in
zwei großen Pilotprojekten entstanden und in zwei weiteren in der
Umsetzung. Erschwerend kommen Faktoren wie etwa die voranschreitende
Neuversiegelung von Flächen hinzu. "Wenn wir alle durchgeführten und
geplanten Deichrückverlegungen an der Elbe zusammennehmen, kommen wir
auf gerade einmal ein Prozent der einstigen Überflutungsflächen. Das
ist angesichts der Milliardenschäden von 2002 nur ein Almosen für die
Elbe und ein Armutszeugnis, für das die Politiker beim nächsten
Hochwasser in Verantwortung genommen werden", kritisiert der
WWF-Referent. Natürlich gäbe es bei Deichrückverlegungen Konflikte
mit anderen Landnutzern und Interessensverbänden, vor allem der
Landwirtschaft, doch wenn ein ernsthaftes Interesse am ökologischen
und nachhaltigen Hochwasserschutz bestehe, dürfe man vor diesen
Auseinandersetzungen nicht zurückschrecken. "Der Elbe mehr Raum zu
geben erfordert zukünftig die Bereitstellung von landwirtschaftlich
genutzten Flächen. Dafür müssen ökonomisch und ökologisch tragfähige
Bewirtschaftungskonzepte mit der Landwirtschaft erarbeitet werden",
so Rasts Forderung.
Der WWF führt derzeit nahe Dessau ein entsprechendes Großprojekt
durch, dessen Herzstück eine Deichrückverlegung auf sieben Kilometern
Länge ist, wodurch 600 Hektar wertvolle Überflutungsfläche und
Auwälder entstehen würden. Derzeit wird am zweiten Bauabschnitt des
neuen Deichs gearbeitet. Es ist das größte Naturschutzprojekt dieser
Art in Deutschland.
Pressekontakt:
- Hintergrundinformationen zur Deichrückverlegung: www.wwf.de/elbe
- Interviewpartner: WWF-Hochwasserexperte Georg Rast, 030-311 777 208
- Footage & Bilder: Roland Gramling, WWF Pressestelle 030-311 777 425