(ots) - Mühsam genug hat sich die Politik auf einen
Kompromiss geeinigt, um mehr Organspender zu gewinnen. Und jetzt das:
Einen Tag, bevor die neue Entscheidungslösung in Kraft tritt, ist die
Spendebereitschaft auf dem Tiefpunkt. Das wird sich nicht einfach
dadurch ändern, dass die Krankenkassen Infoschreiben schicken und ein
Ja oder Nein anmahnen. Dafür ist die Verunsicherung durch die
kriminellen Manipulationen von Patientendaten an mittlerweile drei
Kliniken zu groß. Das verloren gegangene Vertrauen wird sich nur
wiedergewinnen lassen, wenn glaubhaft wird, dass sich solche
Machenschaften nicht wiederholen können. Einfach war es ja schon
vorher nicht. Ist der Hirntod wirklich der Tod? Zumindest die Organe
leben ja noch; sonst könnten sie nicht verpflanzt werden. Wie kann
ich Organspender sein, wenn ich in einer Patientenverfügung
lebensverlängernde Maßnahmen ausgeschlossen habe? Wird mit den 12.000
Kranken, die in Deutschland auf ein Organ warten und von denen
täglich drei sterben, berechtigter Druck aufgebaut oder ist es
legitim, einem diffusen, unguten Gefühl nachzugeben und sich nicht
als Spender zur Verfügung zu stellen? Das sind alles berechtigte
Fragen. Dazu kommt das Hauptproblem: Die gedankliche Beschäftigung
mit dem eigenen Ableben ist unangenehm. Aber nicht annähernd so
schlimm wie die Situation für Angehörige, die unter dem Schock der
Todesnachricht und unter Zeitdruck eine schwierige Entscheidung
fällen müssen. Wer ihnen die abnimmt, hat seinen Nächsten viel
erspart. Und grundsätzlich plädiert noch immer eine Mehrheit für die
Organspende. Aber bis sich das praktisch auswirkt, wird noch viel
Zeit vergehen. Die Skandale in den Transplantationszentren kosten
Leben.