(ots) - Die SPD hat die soziale Gerechtigkeit
wiederentdeckt. Wie ernst es ihr damit ist, darüber kann der Wähler
aber nur spekulieren. Bereits jetzt erkennen kann er immerhin, wie
ernst es Peer Steinbrück damit ist. Gerechtigkeit wird für ihn dort
zum Thema, wo sie für ihn erfahrbar ist. Das macht ihn so menschlich,
sympathisch - dort oben, wo er seine Kreise zieht. Der frühe Vogel
fängt den Wurm, Steinbrück hat zumindest in den letzten Jahren für
den eigenen Vorteil gesorgt, solange Zeit dafür war. Dass er längst
den Blick für das reale Leben verloren hat - dort unten, wo soziale
Gerechtigkeit mehr ist als ein akademisches Problem -, das ist nicht
nur seines, das ist das Problem der SPD seit langem, und insofern hat
die Sozialdemokratie den Kandidaten, den sie verdient. Aber der
Wähler, hat er es nicht verdient, dass sich die politische Klasse
wenigstens ein bisschen mehr Mühe gibt, ihren eigenen Ansprüchen zu
genügen?
Wenn Steinbrück sich schon vorab öffentlich Gedanken über das
Gehalt macht, das er als Bundeskanzler zu erwarten hätte, dann ist
das vor allem peinlich. CDU-Generalsekretär Gröhe trifft den Nagel
auf den Kopf mit seiner Bemerkung, die Kanzlerin habe sich wenigstens
nie beschwert über ihr geringes Gehalt. Chapeau! Auch im Duell um die
ganz persönliche Eignung der Kandidaten sind Punkte zu verteilen. Und
Angela Merkel muss derzeit gar nichts tun in diesem Duell. Steinbrück
tut schon alles. Seine überraschende Ungeniertheit hat ihren Charme
verloren. Sie dürfte viele Wähler zum Schluss führen: Der frühe Vogel
kann mich mal.
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