(ots) - Angesichts der aktuellen Hochwasserlage in
Deutschland und Tschechien warnt Dr. Georg Rast, WWF-Referent für
Wasserbau und Hydrologie: "Bisher halten die ertüchtigten Deiche an
Elbe und Mulde. Doch genau das könnte etwa für die Elbeanlieger
stromab der Saalemündung zu neuen Höchstständen führen. Die
Wassermassen können nicht mehr in die Fläche ausweichen." Nach der
letzten Elbeflut hätten Bundesregierung und die Länder zwar ein
umfassende Hochwasserschutzprogramm initiiert, doch auch über zehn
Jahre nach der Flut habe sich das Risiko kaum verringert. "Kein Deich
gewährleistet einen hundertprozentigen Schutz", erklärt Rast. "Sie
verringern die Symptome, bekämpfen aber nicht die Ursache. Die Elbe
und ihre Nebenflüsse sind noch immer in ein gefährliches und
unnatürliches Korsett gezwängt."
Seit den großen Hochwassern Anfang der 2000er Jahre habe man
überall zuerst Deiche ertüchtigt und erhöht. Doch es fehle überall
die Kompensation in der Fläche, so die Kritik des WWF-Experten. "Es
gibt zu wenig Überflutungsflächen. Die Deiche mögen überwiegend
halten, doch die Probleme an kritischen Punkten, wie etwa Passau,
verschärfen sich dadurch nur", so Rast. Erschreckend schnell
ansteigende Pegel und das wiederholte Brechen von Rekordmarken sind
die Folgen.
Ein weiterer Faktor der nach Ansicht des WWF bei Hochwasserschutz
und -prävention zu wenig Beachtung fände, sei die Intensivierung und
Mechanisierung der Landwirtschaft und die daraus resultierende
Bodenverdichtung. "Der Verdacht, gerade in Ostdeutschland und
Tschechien liegt nahe, dass landwirtschaftlich genutzte Böden selbst
bei hundertprozentiger Sättigung weniger Wasser aufnehmen können, als
in der Vergangenheit", vermutet Rast. "Es ist ein Unterschied, ob das
Wasser langsam einsickern kann oder aufgrund intensiver Agrarnutzung
schnell oberflächlich wegfließt." Nach wie vor sei auch das Problem
der Flächenversiegelung ungelöst. Täglich gingen in Deutschland immer
noch gut 100 Hektar durch Bebauung verloren.
Hintergründe:
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