(ots) - Die Zeiten, als Barrack Obama als charismatischer
Künder einer besseren Gesellschaft, ja Welt - "Yes, we can" - fast
überall auf dem Globus nahezu uneingeschränkte Verehrung mobilisieren
konnte, sind definitiv vorbei. Zu lang ist die Liste der
Widersprüche, die dem wohl etwas voreilig gekürten
Friedensnobelpreisträger inzwischen selbst bei treuen Anhängern schon
den sarkastischen Vorwurf einer dritten und vierten Amtszeit seines
Vorgängers George W. Bush eingetragen haben. Drohnenkrieg, Guantanamo
und flächendeckende Datenspionage - um nur einige zu nennen - finden
aber auch die westlichen Verbündeten nicht lustig. Zum bevorstehenden
- lange aufgeschobenen - Berlin-Besuch schlägt dem ersten schwarzen
US-Präsidenten denn auch unterschiedlichste Kritik aus nahezu allen
politischen Lagern entgegen. Anders als bei seinem ersten und bisher
einzigen Besuch noch als Wahlkämpfer auf Auslandsreise, als ihm
Hunderttausende zujubelten und wie gebannt an seinen wohlformulierten
Verheißungen hingen, werden ihm dieses Mal nicht nur Demonstranten
aller möglichen Anliegen Transparente mit Kritikwürdigem
entgegenstrecken. Er wird sich auch von der offiziellen Politik
einige unangenehme Fragen stellen lassen müssen. Mit Charme allein
sind sie nicht zu beantworten. Bundeskanzlerin Merkel, die den
reichlich verspäteten Besuch Obamas noch als vermeintliche
Sympathieshow für die Eröffnung ihrer heißen Wahlkampfphase buchte,
sieht sich damit unversehens vor einer kniffligen diplomatischen
Herausforderung: das rechte Maß zu finden zwischen - in aller
Freundschaft deutlicher - kritischer Distanz und wahlkämpferischer
Einvernahme des verbliebenen Charisma-Reservoirs ihres Gastes. Das
hatte sie sich ursprünglich vermutlich anders vorgestellt.
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