(ots) - Sechs Jahre lang hat BRIGITTE, Deutschlands
führende Frauenzeitschrift, gemeinsam mit dem Wissenschaftszentrum
Berlin für Sozialforschung (WZB) und mit infas Institut für
angewandte Sozialwissenschaft die Lebensentwürfe und Lebensverläufe
von jungen Frauen und Männern verfolgt. Heute sind die Befragten 21
bis 34 Jahre alt. Welche Einstellungen haben sie zu Familie, Arbeit
und Leben? Wie haben sich ihre Hoffnungen, Träume und Pläne über die
Zeit verändert?
Finanzielle Unabhängigkeit, Beruf, Kinder und gute Freunde - das
alles wollen junge Frauen in Deutschland. Gut zu verdienen und
finanziell unabhängig zu sein, ist ihnen besonders wichtig. Immer
mehr junge Männer wünschen sich eine Partnerin, die ökonomisch auf
eigenen Beinen steht. "Der Wertewandel der Männer ist eindrucksvoll",
sagt Jutta Allmendinger, wissenschaftliche Leiterin der Studie und
Präsidentin des WZB. Dennoch stehen die Frauen enorm unter Druck.
Neben ihrem Beruf leisten sie zu Hause weiterhin die meiste Arbeit.
"Erwerbsarbeit und unbezahlte Familienarbeit müssen zwischen Frauen
und Männern fairer verteilt werden. An der Zeitfrage wird sich die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie entscheiden", meint Allmendinger.
Die zentralen Ergebnisse der Studie:
1. Arbeiten? Na klar.
Der Wunsch, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, ist
ungebrochen hoch: 91 Prozent der befragten Frauen sind Erwerbsarbeit
und eigenes Geld sehr wichtig. Bemerkenswert ist der Wertewandel der
Männer: 76 Prozent der Männer wollen heute eine Partnerin, die "sich
um den eigenen Unterhalt kümmert" (2007: 54 Prozent). Immer seltener
fühlen sie sich als Alleinernährer der Familie.
2. Kein Rückzug in die Familie
Selbst wenn Frauen eine Familie gegründet und Kinder bekommen
haben, weichen sie nicht von ihren Werten und Einstellungen ab. Sie
bleiben auf Erwerbsarbeit orientiert. Diese erachten sie als
selbstverständlich, heute noch stärker als vor fünf Jahren. Der
Anteil von Frauen, denen Familie heute wichtiger ist als die eigene
Erwerbstätigkeit, liegt bei unter 5 Prozent. "Die von vielen
erwartete Retraditionalisierung von Frauen ist nicht zu beobachten",
sagt Jutta Allmendinger.
3. Großer Kinderwunsch, wenig Kinder
Der Kinderwunsch von Frauen ist unverändert hoch. 93 Prozent der
Frauen wollen Nachwuchs. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
beurteilen die jungen Frauen zurückhaltend. Obwohl sie heute eher als
2007 meinen, dass Unternehmen auf die Belange von Eltern eingehen,
sehen sie mit Kindern ihre Chance auf eine Karriere dahinschwinden.
53 Prozent der Frauen stimmten 2012 der Aussage zu: "Wer Kinder hat,
kann keine wirkliche Karriere machen." (2007: 36 Prozent). Die
befragten Frauen, die Kinder bekommen haben, fühlen sich beruflich
ausrangiert. Hinzu kommt: Insbesondere Männer erleben die
Gesellschaft als kinderfeindlich. Obgleich auch sie gerne Kinder
hätten, bleiben sie unentschlossen. Frauen und Männer zögern die
Familiengründung immer länger hinaus.
4. Frauen leisten noch immer mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
Frauen und Männer wünschen sich eine gesunde Balance zwischen
Beruf und Familie - die Wirklichkeit sieht anders aus. Zeitintensive
Arbeiten im Haushalt wie Putzen, Waschen und Kochen werden
mehrheitlich von den Frauen übernommen - auch dann, wenn noch keine
Kinder im Haushalt leben. Auch Pflege und Kindererziehung bleiben
Frauensache. Ein Drittel der Männer würde die Erwerbsarbeit nicht für
die Kindererziehung unterbrechen, die restlichen Männer nur kurz.
5. Wer eine schlechte Ausbildung hat, bleibt auf der Strecke.
Frauen und Männer mit guter Ausbildung sind heute erfolgreicher
und sehr viel zufriedener mit ihrem Leben als jene mit schlechter
Bildung. Diese waren 2007 noch ebenso selbstbewusst und
zuversichtlich wie die gut Gebildeten. Heute fühlen sie sich
abgehängt.
Die Studie ist als Discussion Paper des Wissenschaftszentrums
Berlin für Sozialforschung (WZB) erschienen.
Jutta Allmendinger und Julia Haarbrücker (unter Mitarbeit von
Florian Fliegner): Lebensentwürfe heute. Wie junge Frauen und Männer
in Deutschland leben wollen. Download:
http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2013/p13-002.pdf
In der Studie "Frauen auf dem Sprung" wurden 2007 über 2.000
Frauen und Männer zwischen 17 und 19 bzw. 27 und 29 Jahren persönlich
interviewt, eine Wiederholungsbefragung erfolgte 2010. 2012 wurde
eine Teilmenge von 501 Menschen zum dritten Mal befragt. Ende 2012
berichteten dieselben Frauen und Männer, wie sich ihr Leben seitdem
verändert hat und wie sich ihre Einstellungen entwickelt haben. 42
Prozent haben inzwischen ein Kind bekommen, 80 Prozent sind nun im
Beruf und 51 Prozent leben mit ihrem Partner zusammen. Alle
Erhebungen wurden von infas Institut für angewandte
Sozialwissenschaft durchgeführt und teilweise finanziert.
Alle Pressematerialien sind auch unter www.brigitte/studie
abrufbar.
Pressekontakt:
Claudia Roth, Pressestelle WZB, Tel.: 030-25491-510,
claudia.roth(at)wzb.eu
Myriam Kappelhoff, BRIGITTE, Tel: 040-3703-7266,
kappelhoff.myriam(at)guj.de